Herman van Veen
SH am Sonntag
Bücher
25 jan 2009

Niemand weiß, wie Gott in Wahrheit aussieht.
Laut meinerTante ähnelt er dem Weihnachtsmann, hat ein langes weißes Kleid an und läuft auf weißen Pantoffeln.
Meine kleine Schwester behauptet, dass er ein Riese sei, so groß wie ein Kirchentor. Für den Chinesen an der Ecke ist Gott ein dicker nackiger Mann, der immerzu lächelt.

In einem Buch las ich, dass es Menschen gibt, die glauben, Gott habe sieben Köpfe, sieben Arme und sieben Beine,
Praktisch.
Ich habe einen Onkel, der sagt, dass Gott niemandem ähnelt, weil er nicht existiert.
Hörte im Radio einen Mann, der erzählte, dass Gott eine schwarze Frau wäre und sehr gut tanzen könne.

Jeder sieht Gott anders.
Für mich gleicht er meinem Vater. Ich kann mir einfach nichts Lieberes vorstellen.
Mein Vater war nicht groß und nicht klein, er war nicht sehr stark, aber auch nicht schlapp.
Er war nicht dick, er war nicht dünn, hatte blaue Augen, die immer zu lächeln schienen, auch wenn sein Mund verärgert war.
Er hatte genau wie ich einen kahlen Kopf, jedoch keinen Kranz mit weißen Locken, wie ich ihn jetzt trage.
Er mochte Plauderei, Fischen und gemütliches Trinken, liebte Papier und Buchstaben.

Mein Vater machte Bücher, in denen man auch oft über wiederum andere Götter lesen konnte.



Herman van Veen (63) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.