Berliner Morgenpost

HERMANN VAN VEEN

Poet des Alltags
19 dec 2009

Berlin

Was ist dieser Künstler eigentlich, der in Deutschland genauso beliebt ist wie in seiner niederländischen Heimat? Sänger, Liedermacher, Clown, Regisseur oder Fürsprecher der Kinder dieser Welt? Sicher ist Herman van Veen von allem etwas, ein Vielbegabter, ein Multitalent, aber gewiss kein Showman seiner Branche.



Still und unauffällig lebt er mit Frau und vier Kindern in der Nähe von Utrecht. Und doch mischt er sich ein - wie jüngst, als er in einem offenen Brief die Sorge über rechtsnationale Tendenzen in der holländischen Partei PVV äußerte. Vielleicht charakterisiert ein Video die Kunst des Poeten unter den Liedermachern am besten. Ein kleines Kind läuft darin an einem Strand entlang, dann sieht man Touristen, alle sind unterwegs, sie hetzen dahin. Dazu singt Herman van Veen in einem stakkatohaften Rhythmus "Wir müssen weg, wir müssen uns beeilen". Es ist die Textzeile für Menschen, die in ständiger Bewegung sind, für eine Gesellschaft, die auf der Flucht vor sich selbst ist. Van Veen erinnert sie ans Innehalten, ans Gewahrwerden, an das Nachdenken über sich selbst. Es ist die Stimme eines reflektierenden Poeten, der die Menschen auf seine stille Art an die einfachen Dinge des Lebens erinnert: An Zeit fürs Zuhören, an Aufmerksamkeit, Respekt, Liebe, Ehrlichkeit, Träume von einer gerechteren Welt. Darum geht es ihm. Der Clown darf immer die Wahrheit sagen, heißt es schon bei Shakespeare. Vielleicht ist van Veen deshalb so beliebt. Seine Konzerte und Tournee sind fast immer ausverkauft, in seiner Heimat ist er nahezu ein Mythos, international wurde er mit Preisen und Ehrungen überhäuft - darunter ist auch das Bundesverdienstkreuz, das er 1999 für die Verbesserung der niederländisch-deutschen Beziehungen bekam. Begleitet wird er auf seiner Tour "Im Augenblick" von Erik van der Wurff am Piano, Gitarristin Edith Leerkes und Jannemien Cnossen (Violine, Gesang).