Joachim Frassl
Kultur Forum
Herman van Veen beim Seesener Kulturforum 18 september 2009

Den Tournee-Auftakt für seine Tour 2009/10 "Im Augenblick" hatte Herman van Veen dem Seesener Kulturforum beschert. Zusammen mit seiner langjährigen musikalischen Partnerin Edith Leerkes stand er jetzt in der Harzstadt auf der Bühne. Draußen vor der Aula parkte derweil ein riesiger Tour-Begleit-Truck, der einen großen Technik-Aufwand versprach. Dabei brauchen Herman van Veen und Edith Leerkes eigentlich nur sich selbst, um die Zuschauer zauberhaft zu entführen. Vielleicht war ja der große Truck mit lauter kleinen weißen Ping-Pong-Bällen gefüllt!?


Weiße Luftballons auf der Bühne und die Farbe Rot in einigen Requisiten.Ein Schuh weiß, der andere schwarz. Van Veen plaudert: "Du sitzt in der Garderobe, fährst mit den Händen durch die dir treu gebliebenen Haare,

... Alles hat einen Anfang. Ich bin in Seesen / noch nie gewesen." Der erste Reim ist poetischer Anfang für den niederländischen Liedermacher, Clown, Pantomimen, Geschichtenerzähler und Komponisten. Die Gitarristin
Edith Leerkes ist van Veens Partnerin, die seine musikalischen Einfälle, aber auch seine Gestaltungspausen akzentuiert stützt. Zweistimmig in Gitarren und Gesang: "Und es regnet, regnet, regnet, ... Tauben scheißen Rembrandt-Weiß."

Erzählungen, Liederfetzen, Tanzeinlagen, Zauberei-Parodien, musikalische Duette und Duelle fließen ineinander. Dem auf der Bühne liegenden Bass hat man auf der Rückseite ein Rechteck eingesetzt, das sich als
Babyklappe für Hermans Violine entpuppt. Warum auch sonst ist eine Bässin so dick? Die feurigen Gitarren-Geigen-Duelle zwischen Edith und Herman sind feuriger Genuss. Ballett-Parodie, dann Zauber-Parodie, dann Panflöten-Imitator. Van Veens Kunst ist nicht isoliert in Liedern oder Texten, Melodien oder Bewegung aufzuteilen. Die Performance ist ganzheitlich, auch im Zusammenspiel mit Edith Leerke.

Nach der Pause: der andere Schuh ist jetzt weiß und der eine schwarz. "Du bist schön, ich hab dich lieb, nur anders!" Texte werden pure Musik. Gitarren-Duett, Herman neben Edith, nur anders. Erinnerungen an früher:
Hermann singt sein damaliges Knaben-Falsett-Ave-Maria. Im Metallophon explodieren weiße Liebesperlen, die weißen Luftballons vermehren sich und bewölken die Bühne; Tischtennisbälle en masse springen durch den Raum. Am Ende sieht die Aula-Bühne wie ein im kindlichen Spielrausch benutzter unaufgeräumter Dachboden aus.

Einzige Leidtragende am Ende des Abends ist die rhythmisch gestauchte Tasten-Klappe des Steinway-Flügels ("Gut dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß!"). Aber auch er wird das dem liebenswürdigen Künstler verzeihen. Das Publikum des Seesener Kulturforums, eine ganze Aula voll, ist vollauf begeistert.Edith Leerke ist eine perfekte Gitarristin, wohl eine der besten in Deutschland, sie begleitet, ergänzt und inspiriert den Liedermacher-Clown. Die Zugaben steigern das Bild noch einmal: Herman tritt mit Doppelzylinder und noch mehr Luftballons auf. "Augenblicke" in Seesen: Herman van Veen ist wunderschön, nur anders.


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