Herman van Veen
SH am Sonntag
Manchmal
15 nov 2009

Manchmal gibt es keine Sonntagsgedanken. Scheint alles grau in grau.
Die Steine, die Bäume, die Menschen, der dünne Regen. Durch die dichten Fenster meines Hotelzimmers dringt keinTon von außen herein. Das sanfte Rauschen der Lüftung,
das Spülen derToilette durch ein Zimmermädchen, das ist alles, was ich höre.
DasTelefon.
Mein Sohn fragt, wie es geht. Denke, die Stille nach dem Sturm und antworte, dass ich glücklich bin, nicht umgeweht worden zu sein.

Um unser Haus tobte in den letzten Tagen ein heftiger Sturm.
In keinem Wetterbericht angekündigt. Es begann mit einem fragenden Hauch, einigen Bewegungen und artete in eine Kakophonie aus.
Die Amseln, Drosseln, Elstern und Krähen, Spechte, flogen kreuz und quer und kreischten wild durcheinander, während die Bäume drohend krachten. Und als derWind sich legte, lagen Äste, Federn, Blätter und Dachziegel wie ein Mikado Herbstspiel überall verstreut.

Manchmal gibt es keine Sonntagsgedanken.

Bis dahin....

Ich sehe ein Mädchen auf dem Fahrrad es lacht und winkt einer Frau mit Kopftuch. Sie trägt auf ihrem Rücken, wie ein Kind im Geschirr, eine Geige.



Herman van Veen (64) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.