Pamela Broszat
Der Westen
Herman van Veen reitet in der Tonhalle Düsseldorf durch die Gefühlswelt 13 november 2009

Düsseldorf. Diese Geste während des Schlussapplaus beschreibt den ganzen Abend: Herman van Veen nimmt eine langstielige Rose, zerteilt ihre Blüte, lässt die Blütenblätter auf die Bühnenmusiker schweben und klebt sich ein dunkelrotes Blatt clownesk auf die Nase.


Das Publikum in der Tonhalle liegt ihm stehend zu Füßen. Seit drei Stunden hat es van Veen mit seinem Programm „Augenblick” unterhalten. Die Zuschauer erweichen den Liedersänger durch ihre Ausdauer zu weiteren Zugaben. „Bei diesem Lied können Sie leise den Saal verlassen”, sagt der Entertainer, aber keiner kommt seiner Aufforderung nach.


Kuscheln statt Cybersex


Seit über 40 Jahren ist van Veen Bühnenprofi. Er jongliert gekonnt mit Lachen und Nachdenklichkeit. Lustig-listig sind seine Überleitungen. Anrührend seine altmodische Art in Zeiten des Cybersex von Sehnsucht und Kuscheln zu singen.

Kitschige Momente enden in der Groteske, harmlose alte Witzchen in der Bösartigkeit. So fragt ein Kind seinen Opa beim Spaziergang in der Nähe eines Atomkraftwerks über dessen Nutzen aus. Der Großvater erklärt es und streichelt dem Enkel über das Köpfchen. Erst über das eine, dann über das andere...


Alb-Traum in der Schweiz


Van Veen lässt Zeit. Er weiß, dass seine Wortspiele manchmal Sekunden brauchen, um in den Köpfen zu wirken. Etwa wenn er in seinem Alb-Traum denkt, er sei in der Schweiz unterwegs. Zur Entspannung gibt es musikalische Einlagen aus der Sparte Kammermusik.

Doch bevor es zu heimelig wird, regnet es Tischtennisbälle, zwinkert der Clown in van Veen von der Bühne herab. Kontinuität hat die Show durch den Pianisten Erik van der Wurff, der van Veen von Beginn an begleitet. Ebenfalls bewährt sind die Gitarristin Edith Leerkes und die Streicherinnen Jannemien Cnossen und Dorit Oitzinger.


Mitgenommene Herren


Wirken zu Anfang des Abends die Damen im Publikum erwartungsvoll und die Herren eher mitgenommen, ändert sich dies während der Vorstellung zusehends. Am Ende des emotionsreichen Programms blicken die Herren erwartungsvoll zu ihren Begleiterinnen und diese wirken mitgenommen - ob des Ritts durch die Gefühlswelten. nach der Bilder