Jürgen Augstein
DerWesten
Herman van Veen - der ewige Gaukler 12 november 2009

Recklinghausen. Er bleibt der ewige Clown, der auch mit den Jahren nichts von seinem Charme verloren hat - Herman van Veen hat im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen ein umjubeltes Konzert gegeben.


Er trägt immer noch die rote Nase, einen schwarzen Hut, an dem Luftballons schweben, und zaubert Silberschnipsel aus seiner Hosentasche hervor. Mit 64 hat Herman van Veen, der große Sänger aus Holland, nichts von seinem Gaukler-Image verloren. Am Mittwoch, 11.11, gab er ein umjubeltes Konzert im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen.


Magischer Moment für das Publikum


„Ein Augenblick” heißt das neue Programm - und für die 1000 Besucher war es einmal mehr ein magischer Moment. Van Veen nervt zwar manchmal mit seinen alten Witzen, die immer noch Lacher finden. Aber, und das ist dem Musiker, der seit über 40 Jahren auf der Bühne steht, nicht hoch genug anzurechnen: Er entwickelt sich trotzdem immer weiter.

Seine Songs an diesem Abend sind fast alle neu, weshalb die Fans denn auch vergeblich auf manchen alten Hit warten. Lisa (58) aus Recklinghausen klatscht am Ende zwar unermüdlich nach weiteren Zugaben, doch „Das zärtliche Gefühle”, van Veens größter Erfolg in Deutschland, will sich nicht einstellen.

Dass er selbst in die Jahre gekommen ist, merkt man ihm zwar nicht an, spiegelt sich aber in seinen Liedern wider. Früher „telefonierte” er im Konzert noch mit seinem Kind, heute ist es der Enkel. Und seine Tochter Anne, der er einst als Baby ein Liebeslied widmete, schreibt heute eigene Texte für den Papa. „Das find ich super”, verrät der stolze Vater.


Van Veen, der Visionär


Einmal mehr gelingt es van Veen, die Probleme der Welt herunterzubrechen, in dem er kleine, gefühlvolle Lieder von sich, seiner Familie, seinem Freund Max singt. Er greift dabei aktuelle Themen auf, sei es den Moscheebau in Köln, die Bankenkrise oder den Krieg. Mit Erik van der Wurff, der ihn seit über 40 Jahren am Klavier begleitet, sei er schon auf der Bühne herumgehüpft, „als Afghanistan noch Vietnam hieß”. Van Veen, der Visionär. Sein alter Witz von den beiden Hunden, die sich zwischen Ost- und Westberlin anpinkeln und fragen, ob hier nicht mal etwas dazwischen gestanden habe, er könnte nie aktueller sein. Wie sehr er auf der Höhe der Zeit ist, zeigt gerade die Diskussion um seine Kritik an rechtspopulistischen Parteien in seiner Heimat.

In seinem Konzert bezieht er stärker denn je seine Musiker ein, die geniale Edith Leerkes an der Gitarre, Jannemien Cnossen und Dorit Oitzinger, zwei grandiose junge Geigerinnen, und natürlich den immer präsenten Erik van der Wurff. Das Publikum ist mit dem Holländer älter geworden. Es spendet stehend Applaus. Als das Licht angeht, singt van Veen als Zugabe ein Stück von der uralten Liedermacher-CD. Es ist immer noch wunderschön.