Clemens Hermeler
Westfalen Blatt
Multitalent Herman van Veen begeistert 1400 Zuhörer 12 oktober 2009

Das Spiel von Herman van Veen lebt auch von der spielerischen Leichtigkeit und der musikalischen Virtuosität seiner Partner auf der Bühne. Hier spielt der Meister gemeinsam Violine mit Jannemien Cnossen. Das Publikum war entzückt. Foto: Clemens Hermeler


Halle (WB). Liedermacher, Clown, Entertainer, Kabarettist, Komponist und noch viel mehr Attribute werden Herman van Veen zugeschrieben. Am Samstag war das Unterhaltungstalent mit seinem Programm »Im Augenblick« zu Gast in Halle. 1400 Zuschauer füllten das Gerry-Weber-Eventcenter und waren begeistert.
Man könne seine Lieder auf die Begriffe »Baum - Haus - Straße - Papa - Mama - Mann - Frau« herunter brechen, sagte der holländische Musiker einmal. Auch in Halle nahm er dabei sein Publikum mit auf eine Reise, in der es heiter und zwanglos, nachdenklich und melancholisch und vor allem immer mit viel Originalität und Nähe zum Publikum zuging.

Das Ziel seiner Reise sind alltägliche Situationen und Begebenheiten, die van Veen mit seiner weichen Stimme, seinen ausschweifenden Gesten und seiner Mimik zu Momenten voller Faszination, Intimität und Wärme macht. Musikalisch stellte er dabei sicher einen der Höhepunkte im Jahresprogramm dar.
Vor allem um Kinder, die Familie und Freunde drehen sich die vielen Geschichten, die Herman van Veen zwischen den Liedern erzählt. »Meine Großmutter ist mit 64 Jahren jeden Tag zehn Kilometer Fahrrad gefahren«, sagt er in einer dieser Geschichten. »Sie ist jetzt 93. Und wir haben keine Ahnung, wo sie ist.« »Er ist einfach der großartigste Unterhalter mit einem unglaublichen Tiefgang«, sagte eine Zuschauerin in der Pause. Doch auch seine Kollegen auf der Bühne rundeten den Abend musikalisch mit Virtuosität, spielerischer Leichtigkeit und in großer Harmonie mit Herman van Veen zu einem Genuss für das Publikum ab.

Vor allem Gitarristin Edith Leerkes ließ ihre klassische Gitarre mit selten zu erlebender Beherrschung erklingen. Virtuos, warm und in einer Einheit mit dem Instrument rührte sie das Publikum mit ihrer Musik an. Ebenso hochgradig perfekt stellten sich auch Erik van der Wurff am Piano und die beiden Geigerinnen Jannemien Cnossen und Dorit Oitzinger dar.

Man könnte vielleicht vermuten, dass die Zeiten für Musiker, Kabarettisten, Clowns und Liedermacher alles andere als rosig sind. Herman van Veen aber beweist das Gegenteil. Er hat sich seit 40 Jahren eine riesige Fangemeinde bewahrt. »Seit 1968 sind 53 Prozent unseres Publikums gestorben. Sie haben Schwein gehabt« , scherzt der Künstler mit seinem Haller Publikum. Doch wer weiß schon, wieviele er Fans er an diesem Abend in Halle neu hinzu gewonnen hat.

»Menschen zum Lachen zu bringen, das ist das Schönste«, sagt Herman van Veen. Und eben das hat er auf sehr anrührende und persönliche Weise am Samstag wieder einmal geschafft. Da ist es auch kaum verwunderlich, dass er sein Publikum nicht unter zwei Zugaben verlassen durfte.