Thomas Becker
WAZ Duisburg
Liebeslieder eines großen Poeten 9 oktober 2009

Er sitzt am Klavier mit Luftballons am Zylinder, telefoniert auf der Bühne mit seinem Freund Max und erzählt Witze von seinem Enkelkind. "Im Augenblick" lautet der Titel des Programms von Herman van Veen, das der große Chanson-Sänger, Liedermacher, Poet, Musiker und Clown jetzt im TAM vorstellte.


Wenn Herman van Veen mit seiner Band in Duisburg zu Gast ist, blickt er stets in einen bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Dem 1945 in Utrecht geborenen, hochbegabten Spross einer Arbeiterfamilie, der zunächst Geige studierte und später nicht nur mit seiner Ente "Alfred Jodocus Kwak" weltberühmt wurde, folgt seit über 40 Jahren auf seinen Tourneen eine sehr treue Fangemeinde.

Aber auch wer erstmals seine hinreißende Show bewundern darf, kann sich der Faszination eines Herman van Veen nicht entziehen. Der mit seinen 64 Jahren sehr jung gebliebene Star hat sich - auch als Unicef-Botschafter seines Landes - den direkten Draht zu den Herzen der Kinder bewahrt. Denn eigentlich ist der agile Entertainer, der sich als Tänzer in skurriler Ballett-Pose immer noch wie ein junger Mann bewegt, ein Mensch voller Poesie, der in einer kälter gewordenen Welt ganz wunderbare Wärme vermittelt.

Der lange Herman erzählt aus seinem Leben, von seiner Tochter und dass er nach der Show im Hotel Lachsbrötchen isst und Weißwein trinkt. Er plaudert gerne von früher, wobei es eigentlich "so schön wie es früher war, früher nie gewesen ist". Betörend schön sind seine Chansons wie "Amsterdam Süd" oder "Anne". Wenn es dann traurig wird und der Künstler ins Sentimentale zu stürzen droht, dann erhebt sich der große Witzbold, der auch noch den ältesten Kalauer optisch und musikalisch brillant in Szene setzen kann.

Begleitet wurde er von seinem Pianisten Erik van der Wurff, mit dem er seit 44 Jahren auf der Bühne steht. Edith Leerkes ist auf der klassischen Gitarre eine große Könnerin und verfügt genauso wie die Geigerinnen Jannemien Cnossen und Dorit Oitzinger über erstklassige Gesangsstimmen. Das Publikum ließ ihn erst nach vielen Zugaben gehen. Möge Herman van Veen noch oft nach Duisburg kommen.