Herman van Veen
SH am Sonntag
Grippe
8 nov 2009

Da standen wir nun, die niederländischen Babyboomer, die Ausgelieferten, die Risikogruppe. Jeder oberhalb, unter und um die 65 muss sich impfen lassen.

So wie sich einst alle Bürger in biblischen Zeiten einschreiben lassen mussten, um gezählt zu werden.

Impfen gegen die Influenza. „So behalten wir die Grippe im Griff',' stand im Brief vom Doktor. Alles was kahl, weiß oder grau war, schwach oder gefährdet durch Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen, Diabetes, Nierenentzündungen oder Behandlungen durch Chemotherapie und Frauen, die 13Wochen oder länger schwanger sind, versammelte sich zu einem bunten; Bürgeraufzug. Brav und nicht gestellt, der Bauer und der Zugezogene, der Nachbar und sein Gegenüber. Jacke aus, Ärmel aufkrempeln beim Hausarzt und Arzthelferinnen.

„Ja" sagt eine Dame, „bis zu meinem 40-sten war ich recht zufrieden als Frau, danach wollte ich ein Mann werden, denn die werden erst nach ihrem 40-sten nett."
Es hat etwas Bewegendes, dort so miteinander zu warten und entlang der Rhododendren nachzurücken bis hinein ins Medizinische Zentrum.
Die nassen Mäntel an den Garderobenständer, Gekicher, Geplauder und danach „Tschüß, bis bald bei der nächsten Spritze gegen eine neue Grippe."

„De A (H1N1), eine Spritze, wonach man sich ein paarTage lang nicht leckerfühlen könnte, aber von der Spritze selbst kann man keine Mexikanische Grippe kriegen'; sagt ein uraltes Männlein.

Sollte es anschließend noch Beschwerden geben, dann können wir uns im Niederländischen Zentrum für Nebenwirkungen melden, steht da mit Filzstift an eine Wand geschrieben.

An alles wurde gedacht. Nun bleibt nur zu hoffen, dass das Virus nicht in eine Variante mutiert, wovon wir nicht zu träumen wagen. Mit dieser zielgerichteten Impfung können wir das aber vielleicht vermeiden.



Herman van Veen (64) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.