SHZ
Dagmar Leischow
Multitalent mit Herz für Kinder 9 december 2009

"Schön sein, so schön wie möglich!" Das sei das Geheimnis seines Erfolgs, sagte Herman van Veen (64) einst. Die Aussage verblüfft zunächst. Denn der Holländer ist gewiss kein Beau. Er hat ein eigenwilliges Profil, seine babyblauen Augen liegen unter einer hohen Stirn, er kleidet sich eher bequem als schick. Einen durchtrainierten Körper kann er auch nicht vorweisen. Was also meint der Vater von vier Kindern mit diesem Satz? Nicht äußere, sondern innere Schönheit: Ehrlichkeit, Authentizität, Mut zum Gefühl. All diese Eigenschaften besitzt der eigenwillige Träumer, der sich als Musiker, Komponist, Schauspieler, Regisseur und Maler einen Namen gemacht hat. Wenn er auf der Bühne bei Liedern wie "Ich hab’ ein zärtliches Gefühl" das "R" rollt und mit kehligem "Ch" singt, sind seine Fans entzückt. Zumal er sich mit seinen Stücken gegen Intoleranz engagiert.


Gleichwohl hat sich van Veen mit seinen klaren Worten nicht nur Freunde gemacht. Daheim in den Niederlanden steht er nach vielen Morddrohungen unter Polizeischutz, weil er die holländische Freiheitspartei PPV des Rechtspopulisten Geert Wilders mit den Nazis verglich. Trotzdem gibt der Sohn eines Schriftsetzers und einer Hausfrau nicht klein bei. Derzeit stellt er seine neue CD "Im Augenblick" live in Deutschland vor. Auf dem Cover hat er sich als trauriger Clown inszeniert. Auch die Songs klingen melancholisch. Van Veen spielt mit Worten, setzt sie in neue Zusammenhänge. Familie, Glaube, Alter, Migration oder die Mahnung zur Besinnung sind Themen des Albums. Der Sänger lädt seine Fans ein, mit ihm in seinem ganz eigenen Kosmos zu verweilen.

Nur wenige Künstler bringen ihre Botschaft so eindringlich rüber wie van Veen, der am Utrechter Konservatorium Geige, Gesang und Musikpädagogik studierte. 1965 gab er mit dem musikalisch-clownesken Soloprogramm "Harlekijn" sein Theaterdebüt. Berühmt machte ihn in den 70er Jahren vor allem seine Ente "Alfred Jodocus Kwak". Ursprünglich war sie Protagonist eines Theaterstücks, dann wurde sie auch in einem Bilderbuch und als Zeichentrickfigur weltweit vermarktet. Doch damit gab sich van Veen nicht zufrieden. Er veröffentlichte 150 CDs, zwölf DVDs, rund 60 Bücher und schrieb diverse Filmskripte. Die Malerei entdeckte er nach dem Tod seiner Eltern für sich. Seine ab-strakten Werke wurden bereits in einigen europäischen Museen oder Galerien gezeigt.

Ein Leben, das ganz der Kunst gewidmet ist? Mitnichten. Van Veen hat sich stets für die Rechte der Kinder eingesetzt, war Unicef-Botschafter, gründete Stiftungen. Für sein Engagement wurde er oft ausgezeichnet. 2008 wurde in den Niederlanden sogar eine Herman-van-Veen-Briefmarke herausgebracht. Dieser Meilenstein, sagt er, markiere die Hälfte seines Lebens. Man darf gespannt sein, was noch kommen wird. Auftritte: 4.2. bis 6.2.2010, 20 Uhr, Kieler Schloss; 17.3., 20 Uhr, Lübecker Musik- und Kongresshalle, 28.4., 20 Uhr, Deutsches Haus Flensburg.