Barbara Luetgebrune
Lippische Landes Zeitung
Drei Töne für ein Denkmal 6 aug 2009

Gitarristin Edith Leerkes über Hermann, Herman und die Musik für ein Theatermärchen

Detmold. Der Hermann steht in Holland. In Edith Leerkes Garten, unter einem großen Baum. Okay, es ist ein Hermann im Mini-Format, und ein Schwert hat er auch nicht. Macht gar nichts. "Ich mag ihn, den Arminius", sagt die Gitarristin, die in "Op een dag in september" zu erleben sein wird und auch einen guten Teil der Musik geschrieben hat.

Am 22. August wird Herman van Veens Musiktheaterstück zum Varusjahr auf der Waldbühne uraufgeführt. Die LZ stellt in loser Folge einige Mitglieder des eigens für das Projekt gebildeten Ensembles vor.
Edith Leerkes, Bühnenpartnerin von Herman van Veen, war von Anfang an dabei. "Den ganzen vergangenen Sommer haben wir zusammen komponiert", erzählt sie. Auf der Suche nach den richtigen Tönen für ein Theatermärchen kann eine Textzeile als Initialzündung dienen. "Manchmal plaudern wir auch ein bisschen über Atmosphäre. Und manchmal pfeift Herman drei Töne und ich biete ihm dann eine Melodie an", sagt die Musikerin. Oft kommt die Rückmeldung ebenso postwendend wie wortlos. "Wir können an den Augenbrauen des anderen sehen, wo die Fahne hängt." Edith Leerkes lacht.

Seit knapp zwei Wochen probt das Ensemble in Detmold für die Produktion. "So langsam bekommen wir ein bisschen Ahnung von der Gegend", sagt die Holländerin. Der Blick von jenseits der deutschen Grenzen auf ein ur-deutsches Wahrzeichen wie das Hermannsdenkmal erfordert Einfühlungsvermögen - aber vielleicht fällt er auch unbefangener aus. Natürlich hat sie über die Varusschlacht gelesen, hat sich über Arminius informiert. Ist er ein Held? "Für mich ist er jemand, der Schutz bietet", sagt Edith Leerkes. "Das gilt für die Geschichte, wie wir sie erzählen, aber ich denke auch, dass er ursprünglich von vielen so empfunden worden ist: Als jemand, der schützt." Sie wisse nicht viel über die deutsche Vergangenheit, meint die 50-Jährige. "Ich kenne vor allem die jüngere Geschichte, auch aus meiner eigenen Familie." Eine Zeit, in der Holland vom nationalsozialistischen Deutschland alles andere als Freundschaft erfahren hat. Eine Zeit, in der auch Arminius und das Denkmal, das man ihm gesetzt hat, im nationalistischen Sinne missbraucht worden sind. Edith Leerkes überlegt. "Man darf den Schmerz jener Zeit nicht vergessen. Aber man sollte ihn auch nicht pflegen."
Dafür lässt "Op een dag in september" ohnehin keinen Raum. An der Produktion, die den Hermann als Friedenssymbol deutet, wirken Menschen aus acht Nationen mit. Edith Leerkes wird auf der Bühne stehen, als Erzählerin und Musikerin. Und sicher ist: "Es ist ein lustiges Stück. Auch rührend, ja. Aber für die Kinder ist es vor allem zum Lachen.""Hermann ist jemand, der schützt" Edith Leerkes