Herman van Veen
SH am Sonntag
Wölbungen
04 jan 2009

Für Sara Kroos

Die neue Intifada, der Krieg um den Mohn in Afghanistan, die schwarzen Machthaber in Afrika, die Rezession, Aids - das sind große Probleme.
Kleine Probleme sind solche: Ich kriege Brüste.

Bin 63 Jahre, kahl und kriege doch noch echte Brüste. Das war mir bisher noch nicht aufgefallen. Meine Augen glitten heute Morgen beim Rasieren via Spiegel nach unten, da sah ich auf einmal zwei zarte Errungenschaften. Hatte meinen Körper, so wie er war, längst akzeptiert, 1,80 m holländisches Fleisch und Knochen. Alles auf dem rechten Fleck. 84 kg prima verteilt. Kein Marathonläufer, kein Fußballer, das Leben eines gesunden Wanderers. Nicht zu leicht, nicht zu schwer, noch bauchfrei, Kondition wie ein Pferd.

Aber mit meinen neuen Brüsten wird nun alles anders. Mit dieser Veränderung habe ich absolut nicht gerechnet. Weiß nicht, ob ich froh oder traurig sein soll. Ehrlich gesagt, es steht mir nicht schlecht, aber es ist auch nicht wirklich nötig. Erwäge aber keine Brustverkleinerung, so einen Eingriff sah ich kürzlich zu meinem Entsetzen im Fernsehen. Horror! Ich werde sie wie ein erwachsener Mann tragen, sie hegen und pflegen. Werde keinen Hehl aus ihnen machen und auch nicht übermäßig damit angeben. Es ist, wie es ist.

Der herrliche Moment ist angebrochen. Ich bin endlich ein Mann, ich habe Brüste.

Beschreite das neue Jahr als ein würdiger Hermanphrodite, und wünsche Ihnen ein glückliches neues Jahr.



Herman van Veen (63) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.