Wilhelmshavener Zeitung
CAROLIN V. NORDECK
Sternenstaub für die schönsten Liebeslieder

STADTHALLENKONZERT Herman van Veen singt immer noch zärtlich und mit viel Gefühl
2 nov 2009

WILHELMSHAVEN - Wer sonst, wenn nicht unser aller Musikclown Herman van Veen, wäre dazu auserkoren, die etwas abgelutschte Alters-Trost-Weisheit "Wir werden nicht älter, nur besser" mit seiner unnachahmlichen Kunst zu bestätigen.


Schlohweißes Haar, 64 gute Jahre alt, und immer noch dieser unverschämt blauäugige Blick. Hermann van Veen ist älter geworden, sein Publikum auch: "Seit 1968 sind 45 Prozent unseres Publikums gestorben ... Sie haben Schwein gehabt, dass Sie heute hier sind." Herman van Veen ist ein begnadeter Künstler, der in so vielen Genres zuhause ist: mit der melancholischen Schönheit seiner Worte, der Wahrheit in seinen Texten, die oft eine unerwartet spitz findige oder spöttische Pointe erhalten. Und nicht zuletzt mit seiner Virtuosität an Violine, Gitarre und Klavier. Doch wenn es ihm, dem Konservatoriumsmusiker, zu ernst wird, der Klangteppich zu glatt zu werden droht, kommt ein Schnitt, ein neuer Denkanstoß oder ein makabrer Kalauer: "Es brennt im Krematorium. Ein Toter". Da-nach eine schräge Clownsnummer, wie die mit den Tischtennisbällen, die ihn durch die Jahrzehnte seiner beachtlichen Karriere beglei ten. Oder die brachial-humorige Nummer mit der bis unter die Achseln gezogenen Unterhose, eine zweite stülpt er sich übers Haupt.
Dann sitzt er am Klavier, nun mit Luftballons am Zylinder, telefoniert mit seinem Freund Max und erzählt von seinem Enkelkind.

Zwischendurch lässt er es regnen, Sternenstaub, Bälle und das Publikum mischt sich ein - alle sind plötzlich Regenmacher, machen mit. Auch wer erstmals dabei ist, kann sich der Faszination des Herman van Veen nicht entziehen. Der jung ge-bliebene Star hat sich - auch als Unicef-Botschafter seines Landes - den direkten Draht zu den Herzen der Kinder bewahrt. Denn eigentlich ist der agile Entertainer, der sich als Tänzer in skurriler Ballett-Pose immer noch wie ein junger Mann bewegt, ein Mensch voller Poesie, der in einer kälter gewordenen Welt viel Wärme und Leidenschaft vermittelt. Es sind die kleinen Abenteuer des Alltags, aus denen Herman van Veen seine Texte und Lieder generiert. Und obwohl es oft nur Augen-blicke sind, Moment-Aufzeichnungen, eben der ganz normale Wahnsinn des All-tags, trifft van Veen damit genau in die Seelen und Herzen seiner Fans. Dass ihm das nach 45 Jahren Bühnenleben immer noch ohne Mühen gelingt, ist einfach grandios.

Die Musiker, Eric van der Wurff (Piano), Edith Leerkes (Gitarre) und die Geigerinnen Dorit Oitzinger und Jannemien Cnossen, die ihn auf seiner Tournee "Im Augenblick" begleiten, geben ihm größten Halt. So kann er sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren, und die Menschen zum Lachen und zum Weinen bringen.



VON CAROLIN V. NORDECK