Miriam Scheffler
TREND, das volle Programm!
"Ich war nie in, nie out, aber immer da" september 2009

Der Holländer Herman van Veen gastiert mit seiner Show, "Im Augenblick" im ausverkauften Seesener Schulzentrum


Wer kennt sie nicht? Die süße gelbe Ente, mit dem großen Schnabel, die allerlei Abenteuer mit ihrem kurzsichtigen Maulwurfstiefvater und ihren zahlreichen Freunden erlebt. Die Rede ist von Alfred Jodocus Kwak, mit seinem Lied "Warum bin ich so fröhlich".
Seitdem diese Zeichentrickserie 1990 jeden Samstag im ZDF zu sehen war, singt doch gelegentlich jeder von uns in einem euphorischen Moment diesen Ohrwurm. Doch | kaum einer weiß, dass diese Ente nur entstand, weil sie Opfer eines Holländers wurde, der schon ziemlich alkoholisiert mit dem Auto unterwegs war. In Gedenken an sein Unglück verewigte der Holländer das kleine gelbe Tier auf Papier und benannte ihn nach seinem Freund und Förderer Alfred "Alfredissimo" Biolek. Wenn solch eine Anekdote schon zu Verwunderung und schmunzelnden Gesichtern führt, dann sollte man sich erst einmal die Show des Holländers ansehen. Es handelt sich um keinen geringeren als Herman van Veen. Vielfach ausgezeichneter Allround-Künstler, mit dessen Bühnenprogramm "Im Augenblick" er noch bis Mai durch Deutschland, die Schweiz und Österreich tourt.

1945 in Utrecht geboren, gehört er zwar schon zum alten Eisen ("Meine Kniegelenke knacken, mein Rücken fühlt sich an wie eine Bambusstange, mein Kiefer tut weh, aber in meinem Herzen singt es.") und der ein oder andere der jüngeren Generation könnte mit Sicherheit darauf verzichten, die Show eines alternden Clowns zu besuchen, doch lässt man sich schnell vom Gegenteil überzeugen. Denn van Veen ist einer der wenigen Herren, die es nach über 40 Jahren als Entertainer immer noch schaffen, drei Generationen in einem ausverkauften Saal zu einen und jeden einzelnen zum Lachen zu bringen. Daher lautet sein Motto auch: "Menschen zum Lachen zu bringen - das ist das Schöns-te".
Alfred Joducus Kwak ist aber nicht nur eine Zeichentrickfigur, sondern auch eine Musikfabel, mit welcher Herman van Veen schon 1976 ein Kindermusical auf die Beine stellte, bis später daraus ein Kinderbuch und schließlich der weltweite Durchbruch mit der Trickserie entstand.

Immer an van Veens Seite ist sein Studienfreund, der ausgebildete Pianist Erik van der Wurff, mit dem er nach seinem fünfjährigen Musikstudium am Utrechter Konservatorium das musikalisch-clowneske Programm "Harlekijn" erstellte. "Harlekijn" ist zudem Namensträger seiner seit 1973 bestehenden Produktionsfirma, die als Backstube der niederländischen Kultur angesehen wird. Hierbei sind schon diverse Theaterformationen, Film- und Fernsehproduktionen und zahlreiche Künstler hervorgetreten. So zum Beispiel seine sechsteilige Serie "Die seltsa-men Abenteuer des Herman van Veen" oder das Lied "Ich hab ein zärtliches Gefühl", mit welchem er 1973 seinen Deutschlanddurchbruch :_. erzielte. "Ich bin ein Clown, der singt, tanzt und auch Musik spielt."
Nachdem van Veen seine klassische Ausbildung in Geige, Gesang und Musikpädagogik abschloss, merkte er schnell, dass die , klassischen Musikstücke ihm wenig liegen, weil er keinen persönlichen Bezug zu ihnen herstellen konnte. "Auf der einen Seite mein musikalisches Können, auf der anderen das Einbringen persönlicher Erfahrungen." Diese Kombination sollte zu einem neuartigen Showprogramm führen, welches sich bis heute bewährt und Alt und Jung begeistert. "Als ich aber nun anfing, auf der Bühne über meinen Vater zu plaudern oder meine Mutter - da hatte ich auf einmal das Gefühl, dass ich Kontakt bekomme mit den Leuten, sozusagen unter vier Augen. Weil jeder hat einen Vater und eine Mutter."
Und so sieht er sich selber als Reisender, der seine Erfahrungen besingt und seine Ideen äu-| ßert, auf eine Art und Weise, die sehr persönlich ist. Er gilt als scharfer Beobachter und vorsichtiger Erzähler, der Gedankenfetzen und belanglose Beobachtungen wie kein Zweiter in eine witzige und fesselnde Bühnenshow verpackt. Mit 3000 verfassten Liedern, 150 veröffentlichten CDs, 12 DVDs, 60 Buchern und Dutzenden Drehbüchern gilt Herman van Veen als fleißiges Lieschen in der Unter-haltungsbranche. Sein Erfolg spricht für sich, denn kein anderer Künstler vereint so viele Berufe wie er: Sänger, Drehbuchautor, Liedertexter, Violinist, Kabarettist, Entertainer, sogar Maler und nicht zu vergessen, aktiver Verteidiger der Kinderrechte.

"Die vier größten Glücksmomente in meinem Leben waren die Ge-burten meinervier Kinder." Daher ist es auch kein Wunder, dass sich der große, schlaksige Mann mit den weißen Haaren und dem sym-pathischen Akzent für die "Rechte des Kindes" einsetzt. Unter diesem Slogan gründete der Entertainer mehrere Stiftungen, die körperlich, geistig und psychisch behinderte Kinder und Jugendliche beim Erwachsenwerden begleiten. Gleichzeitig sorgen seine karitati-ven Verbände für die Verbreitung und den Schutz der Kinderrechte. Da die Stiftungen nicht nur in Eu ropa zu Hause sind, sondern weltweit operieren, konnte Herman van Veen etliche Erfolge erzielen. Durch sein un-vergleichliches Engagement ist er Botschafter von UNICEF Nederland und wurde zudem mit etlichen Preisen überhäuft. So bekam er 1999 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens vom deutschen Bundeskanzler für seine besonderen Verdienste um die Deutsch-Niederländische Beziehungen oder wurde von der niederländischen Königin im letzten Jahr zum Ritter im Orden vom Niederländischen Löwen geschlagen. Das ist der höchste zivile Verdienstorden der Niederlande, der von der Königin an Personen mit außergewöhnlichen Verdiensten um das Gemeinwesen verliehen wird. Der größte Meilenstein in der Geschichte seiner Preise ist wohl die Worid Peace Flame, welche er 2004 als Symbol für Frieden, Freiheit, Einheit und Wahrheit entgegen nahm.
Aber auch seine Karriere als Entertainer wurde mehr als nur einmal geehrt. So bekam er beispielsweise die Goldene Kamera für die Trickserie Alfred J. Kwak, acht Edisons, den Louis-David-Preis für seine Theaterlieder, den Silbernen Bären und 2008 eine Ehrung auf der niederländischen Briefmarke. Würde man tatsächlich all seine künstlerischen und karitativen Preise auflisten, dann würde der Artikel nur mit ihnen gefüllt. Herman van Veen ist ein Ausnahmekünstler der ganz besonderen Sorte, der seine Berufung gefunden hat und seinen Bekanntheits-grad zum Wohle der Kinder ein setzte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass im Seesener Schulzentrum am 17. September der erste Termin seiner Tour "Im Augenblick" mit Edith Leerkes, einer der besten europäischen Gitarris-tinnen, ausverkauft ist. Für alle, die keine Karten bekommen haben: Auf der Website www.hermanvanveen.com sind die weiteren Termine aufgelistet. Und wie man jetzt abschließend übersetzt auf Holländisch sagen würde: "Tot weerziens!"