Herman van Veen
SH am Sonntag
Kobold
30 maart 2008

In meiner Studienzeit spielte ich, um mir was dazuzuverdienen, Klavier bei den Unterrichtsstunden der Ballettschule Anneke Goud. Das fand ich sehr schön wegen dem Geld, aber auch wegen der Aussicht.

Einmal im Jahr hatten sie eine Aufführung eines Ballettmärchens. Eine Art getanzte Operette. Bei einer dieser Vorstellungen saß ich im Saal. Während der Orchesterouvertüre kam jemand zu mir und flüsterte:
"Der Kobold ist krank. Kannst du die Rolle des Kobolds spielen? S'ist nur eine kleine Rolle."
Wegen aller Proben kannte ich die Rolle natürlich gut, aber sah mich selbst echt nicht in so einer albernen Tanzstrumpfhose herum hüpfen. Konnte es nicht verweigern. Hatte nicht viel Text. Drei Auftritte und drei Zeilen.

Der erste Satz würde sein:
"Prinzessin, wenn du kein Stroh zu Gold spinnen kannst, dann kann ich dir helfen im Gegentausch für deinen erstgeborenen Sohn." Der zweite Satz:
"Prinzessin, ich kann es nicht ertragen, wenn du so traurig bist. Du darfst dein Baby behalten, wenn du erraten kannst, wie ich heiße." Und dann hatte ich noch eine Zeile.

Hinter den Kulissen war ich nicht nervös.
Aber als ich dann dran war, spielten mir die Nerven einen Streich. Anstelle meines ersten Satzes begann ich mit meinem letzten:

"Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß."
Es wurde eine sehr kurze Vorstellung und meinen Nebenjob inklusive der Aussicht war ich los.


Herman van Veen (60) ist niederländischer Musitrer, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.