Nina Schröder
Der Westen
Ein nachdenklicher Komödiant 29 augustus 2008

Bochum. Der Liedermacher Herman van Veen sorgte mit seiner holländischen Melange aus Musik, Melancholie und Heiterkeit für ein stimmungsvolles und abwechslungsreiches Konzert beim Zeltfestival Ruhr.


„Als ich 1968 zum ersten Mal in Bochum war, hieß der Irak noch Vietnam, die Sachen, die man damals nicht trug, sind heute wieder in und man erzählte noch Witze, wie „Sagt Heinz zu Rudolph: Ich glaube deine Frau betrügt uns”. Van Veen präsentierte ein Programm, das nie langweilig wurde. Humor und Melancholie wechselten sich ab.

Kaum hatte er eine nachdenkliche Ballade („Es regnet, regnet, regnet”) beendet, ging es wieder hektisch zu auf der Bühne. Besonders die Kulturszene bekam dabei ihr Fett weg. Etwa, wenn der 63-jährige zu Klaviermusik „Ballettsprünge” über die Bühne machte oder wenn er dank seiner sehr exzentrischen Gesten am Klavier vor lauter Elan hinten rüberkippte. Ein Lacher war vor allem seine Imitation einer Sopranistin: „er hat mich ersto-o-o-ochen” trällerte er seine Opernarie und kehrte damit die absurde Seite der Opernmusik hervor.

Der Multiinstrumentalist und Sänger spielte zugleich den Spaßvogel und den Mahner. Einmal zog er eine Unterhose aus dem Hosenschlitz hervor und erntete damit Lachsalven. Ein anderes Mal gab er einen Dialog über das AKW Romans-sur-Isère wieder: „Ja, sagt der Vater, hier ist einmal ein Unfall passiert, und streichelt der Tochter den zweiten Kopf.”

In seinen Balladen kehrte er vor allem seine melancholische Seite hervor. So sinnierte er etwa über den Tod: „Es gibt, Witwen und es gibt Waisen, aber wie nennt man Eltern, die ihr Kind verloren haben?” Und als er für seine verstorbene Mutter sang, klang es fast wie ein Gebet: „Sag noch einmal: du, junger Mann, den Blödsinn hast du nicht von mir”. Doch das Schlitzohr kannte auch bei diesem Thema kein Halt, als er die fiktive Schlagzeile vorlas: „Feuer im Krematorium – ein Toter”.

Herman Van Veen konnte sich sicher sein, an diesem Abend ein angeregtes und nachdenkliches Publikum zu hinterlassen, so überzeugend stellte er seine wunderbare Sicht auf die Welt dar. Wenn er seinem Enkelsohn das Attribut „Von Herzen zu empfehlen” gab, so kann ihm das Kompliment für diesen gelungenen Abend nur zurückgegeben werden.