Herman van Veen
SH am Sonntag
Töchter
16 maart 2008

Als unsere Tochter kurz vor der Entbindung stand, spielten wir in Hoogeveen. Hatte mit dem Tonmeister abgesprochen, dass er drei Mal mit einer Taschenlampe blinken sollte, wenn die Wehen eingesetzt haben. Mitten in einem Lied hörte ich mich selbst sagen:
"Die Wehen haben eingesetzt."
Bin von der Bühne gerannt, über die Veluwe* gerast, wurde noch kurz aufgehalten von einem, meinen Weg kreuzenden Wildschwein mit sieben Ferkeln, aber konnte glücklicherweise noch haarscharf dran vorbei.

Als ich bei meiner Tochter ankam, begegnete ich meiner Exfrau auf der Treppe, die mir zu meinem ersten Enkelsohn gratulierte. Ein Gefühl von Glück und Fassungslosigkeit bemächtigte sich meiner. Auf irgendeine Weise hatte ich mir nicht vorstellen können, dass sie das Kind ohne mich kriegen könnte.

Ein Kind austragen, neun Monate, Tag und Nacht, ist das nicht schwer?
Ich hab mal gelesen, dass das weh tut, nicht nur'n bisschen, sondern sehr.
Ein kleines Kindchen wachsen fühlen, was ist das für ein Gefühl?
Ach, wie wenig wissen Väter. Für einen Vater ist es Kinderspiel.
Ein Kindchen wiegen, ist das lästig?
Ein Breichen kochen, wie tut man das?
Wie bringt man's bei in den Topf zu machen?
Wie setzt man so'n Kind ins Bad?
Es hat schon wieder, wieder Schnupfen,
und die Pampers ist klitschnass.
Hat es jetzt Durst oder Hunger, ist es müde,
wie weiß man das?
Will es Milch oder Wasser, einen Apfel,
eine Birne ein Stückchen Brot?
Woher kommen jetzt nur die Tränen? Warum ist der Po so rot?
Vater muss noch so viel lernen. Komm, nimm das Kind auf deinen Schoß.
Wieg es sanft in deinen Armen. Bevor du es merkst, ist das Kind schon groß.
In Hoogeveen haben sie noch ein Stückchen Vorstellung bei mir gut.



'(Naturschutzgebiet in den Niederlanden)


Herman van Veen (60) ist niederländischer Musitrer, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.