GABI GIES
NRZ
Gemalt wie gesungen 15 mei 2008

AUSSTELLUNG. Herman van Veen war wieder in Goch. Um seine Bilder zu zeigen. Die sollen dauerhaft am Niederrhein bleiben.


Herman van Veen, gestern in Goch.
GOCH. Oh, Herman! "Gho Goch - oh, Goch," ruft der Mann mit dem samtig-weichsten niederländischen Akzent, der je auf deutschen Bühnen zu hören war. Das prickelt wie der gestern zur Eröffnung der neuen Gocher Galerie D24 gereichte Sekt. "Wenn Holland mein Vaterland ist, ist Deutschland mein Mutterland", sagt Herman van Veen auch noch. Bevor er dem versammeltem Publikum erzählt, wie der Tod seines Vaters ihn vor acht Jahren zum Maler gemacht hat. Dass er so malt, wie er musiziert und der Zufall logisch ist. Die geladenen Gäste im sommerlichen Ausgehschick hängen an den Lippen des Mannes im leicht geknitterten blauen Jackett. "Ich lieb' dich immer noch" hat van Veen auf eines seiner in Goch ausgestellten Bilder gepinselt. "Wir dich auch", juckt es einen in den Fingern daneben zu kritzeln.


Charmant und beharrlich


Er hat immer noch Botschaften im Gepäck, der 63-jährige Liederpoet aus den Niederlanden, geistiger Vater der Trickfilmente Alfred J. Kwak, Unicef-Botschafter und Mitbegründer der Herman van Veen-Stiftung Deutschland. Die sind liebevoll verpackt und werden ebenso übermittelt: "Die Zivilisation beginnt erst mit dem Wohlergehen der Kinder", so van Veen. "Und die können sich selbst nicht verteidigen." Auch deshalb hat er sich zum Anwalt der Kinder gemacht. Und: "Mit Kindern meine ich alle, die sich nicht selbst verteidigen können."

Beharrlich und charmant ließ er sich gestern allein deshalb die Chance nicht entgehen, noch einmal die Werbetrommel für das geplante Alfred J.Kwak-Haus in Goch zu rühren. Dringender schien es jedoch nötig, um Verständnis für die langsame Realisierung des Familien-Erholungsheimes am Kesseler See zu bitten. "Wir werden in Goch ein Haus bauen. Fünf Jahre hat es gedauert, um Geld zusammenzubekommen. Ich glaube, es dauert noch zwei Jahre, dann steht das Haus da. Und dann komme ich noch viel öfter."

Ja, und wie kam der international erfolgreiche Musiker Herman van Veen zum Pinsel? "Als mein Vater vor acht Jahren starb, saß ich an diesem dunklen Regentag vor einem Grammofonkoffer mit Dingen meines Vaters. Passport, niederländischer Fahne und Widerstandssachen. Ich wollte ihn nicht öffnen, das war mir zu persönlich. Ich schaute auf meine Hände und fragte mich: 'Wenn es deine Hände wären, was würdest du tun?'Die Antwort war: 'Malen!'"

Sein Vater habe immer Maler werden wollen, der Krieg habe das verhindert, so van Veen. Stattdessen habe er als Drucker Geld verdienen müssen. Dass die Bilder seines Sohnes nun im Gebäude einer Druckerei ausgestellt würden, sei sozusagen ein "logischer Zufall".

In der Galerie D24 an der Klever Straße sind hauptsächlich monochrone, großformatige Acrylbilder zu sehen. Unter anderem eines, das eine Fokker zeigt. "Die Niederländer haben immer gesagt, sie seien im Ersten Weltkrieg neutral gewesen. Die Deutschen sind aber mit niederländischen Fokker geflogen", sagt van Veen. Bildtitel gleich Botschaft: "Dies ist kein Vogel."

Die Bilder sollen dauerhaft in Goch zu sehen sein. Stephan Vogelskamp von der auch van Veen betreuenden Kommunikationsagentur "Noah!" ist gemeinsam mit Frank Janßen von der Firma "Druck Dat" Initiator der privaten Galerie. "Wir werden Führungen und Sonderveranstaltungen anbieten. Geplant ist, vor allem jungen Künstlern Ausstellungsraum zu geben", so Vogelskamp.

Die letzte Frage. Wie lange wird Herman van Veen noch auf der Bühne stehen? "Bis ich tot gehe", klingt noch einmal der samtig-weiche Akzent in den Ohren. "Ein Leben ohne Musik kann ich mir nicht vorstellen."