Herman van Veen
SH am Sonntag
Contrabass
14 sept 2008

Es nieselt in Paris. Hauchdünner Regen nieselt durch die Straßen. KeinTaxi zu finden. Nehme die Metro.

An der Station Madeleine wartet ein Mann auf dem Bahnsteig mit einem Kontrabass. Als die Metro stillsteht und dieTüren aufrauschen, hebt er zuerst sein Instrument hinein. In jenem Augenblick, als er einsteigen will, spricht ihn eine Frau mit einer Geige auf dem Rücken an. Er dreht sich um. Es folgt eine herzliche Begrüßung. In dem Moment schließen sich dieTüren des Waggons. Der Besitzer des Bass kann gerade noch seine Hand zurückziehen. Die Metro fährt los - mit dem Kontrabass und ohne dessen Besitzer.
Hoffentlich ist es keine Bassbombe, denke ich kurz.
Das große Instrument wird nun beinahe wie selbstverständlich durch die Passagiere in der rammelvollen Metro aufrecht gehalten.
Ich steige aus. Der Bass fährt wieder weiter, nun erstaunt festgehalten von einem baumlangen schwarzen Mann.

Als ich abends durch den fortwährenden Regen wiederum mit der Metro in mein Hotel fahre, sehe ich zu meiner Freude auch den Kontrabass wieder. Das ganz alleine Verreisen, scheint ihm zu gefallen.
Er wird noch immer aufrecht gehalten.

Aber leider nun durch den rechtmäßigen Eigentümer.


Herman van Veen (60) ist niederländischer Musitrer, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.