Lippische Landes-Zeitung Herman(n) lockt die Künstler an 7 okt 2008

Vorsprechen für van Veens Musiktheater bringt 100 Tänzer, Sänger und Musiker nach Detmold

Detmold (te). Hermann grüßt mit erhobenem Schwert an der Tür. Aber obwohl er Ursprung des Geschehens ist, ist die Statuette eine Randfigur. Hauptdarsteller ist ein Namensvetter: Herman van Veen. Der zieht es allerdings vor, Randfigur zu sein. In einer Fensternische sitzt er, um sich die anzusehen, die bei ihm die Hauptrolle spielen wollen.

100 Sänger, Tänzer, Schau-spieler, Musiker wollen noch bis Donnerstag in Detmold vor-sprechen, um im nächsten Jahr bei "Op een dag in September", van Veens Stück zu 2000 Jahre Varus-Schlacht, am Hermanns-denkmal mitspielen zu können. 100, die aus 400 Bewerbungen aus dem In- und Ausland aus-gesucht wurden.
Wie Esther Mertel aus Detmold. Die Sopranistin gibt die "Unschuld vom Lande" aus der "Fledermaus". "Wenn Sie das sehen, müssen Sie gestehen. Es war' der Schaden nicht gering, wenn ich mit dem Talent nicht zum Theater ging", singt sie, den Blick auf den Tisch von van Veens Team gerichtet.
Der sitzt selbst einige Schritte entfernt an der Seite und lauscht sehr konzentriert bis zum Ende. Dann klatscht die gesamte Jury.
Diese Geste hat Anna Klein stark beeindruckt. Die Musicaldarstellerin ist aus Berlin angereist und hat eine so freundliche Casting-Komission noch nicht erlebt. Die gnadenlosen Fernsehgerichte der ä la Bohlen haben mit dem entspannten Ton hier im stuckgeschmückten Saal des Sparkassen-Kommunikationszentrums, einst Sitz einer Freimaurer-Loge, nichts zu tun. Mit Herman van Veen zu arbeiten, und dann an einem mit der Tänzerin Fleur Hagemanns Stück mit dem Hintergrund Varus-Schlacht, das hat Anna Klein gereizt. Wie bei Esther Mertel hat der Text ihres Liedes die Bewerbung gleich mit formuliert: "The Art is calling for me." 25 Kandidatinnen u Kandidaten sieht Herman van Veen an diesem Montag, hoch erfreut über die hohe Qualitat der Darbietungen. 28 Tanzer Musiker und Schauspieler so wie einen Hund braucht erfur sein Stück, das ein Ausrufezeichen gegen Krieg werden soll.
28 aus 100.

Und deshalb bleibt bei al äußeren Ruhe für die Aspiranten die Spannung groß. "Wir melden uns", sagt Edith Leerkes, van Veens Bühnenpartnerin, ein ums andere Mal. "Wir sehen und hören noch so viele."
Das klingt fast schon entschuldigend. Aber jeder, den nominiert wurde, soll sich selbst unter gleichen Bedingung vorstellen und überzeugen konnen. Das gilt auch für Fleur Hagemanns, obwohl van Veen die Tänzerin und Sängerin, die über das förmlich über das Parkett wirbelt, kennt. Denn sie gehört selbst zur Jury. Beide Seiten zu erleben, sei ein ganz komisches Gefühl, bekennt sie, bebevor sie sich wieder ganz der Darbietung der nächsten Kollegin widmett und am Ende freundlich Beifall klatscht.