Herman van Veen
SH am Sonntag
Gewonnen
04 mei 2008

In den letztenTagen gab's viel Fußball im Fernsehen, Liverpool, Barcelona, Manchester United, Bayern München und so. Große Namen, große Fußballclubs, Guck das gern. Mit einem kalten Jenever oder einer heißen Schokolade. Hab einst davon geträumt, einTopfußballer zu werden oder Balljunge bei Fußballländerspielkämpfen. Ist nie dazu ____ gekommen.

Hab sehr viel gefußballt. Auf der Straße, gegen den Bordstein, auf dem Schulhof und später bei einem echten Club. Fast zwanzig Jahre im Flügel beim Stolz unseres Dorfes.

Schulfußball fand ich am besten. Vor allem das Osterturnier. Da spielte man gegen die Schulen aus der Nachbarschaft.
Auch gegen die Vornehmen, wie zum Beispiel die Königin-Wilhelmina-Schule, auf der die reichen Kinder saßen.

Sie hatten alles. Schöne weiße, gebügelte Hosen, gestreifte blaue Shirts und Socken. Richtige Fußballschuhe und echte Schienbeinschoner. Wir spielten in Turnschuhen und in unseren ausgewaschenen Gymnastikklamotten. Ohne Hemmung.
Wir erreichten irgendwann das Finale. Mussten gegen die Reichen antreten, die gelassen spielten oder so, wie der niederländische Dichter Wilmink sagt:
"Gelassen und mit Verstand" Wir waren Straßenköter. Traten, was wir treffen konnten, Alles, um zu gewinnen.
Letztendlich spielten wir unentschieden.

Elfmeter, die wir verloren, weil Alex beim Schießen seines Strafstoßes anstelle des Balls seinen rechten Turnschuh in die rechte obere Ecke schoss. Wir waren in Tränen aufgelöst, wollten vor Scham nicht mehr leben. Meister Mok sagte noch, um uns zu trösten, dass wir den Fußballwettkampf zwar verloren, aber den Klassenkampf gewonnen hätten.


Herman van Veen (60) ist niederländischer Musiker, Entertainer und Unicef-Botschafter.
Seine Sonntags-Gedanken schreibt er exklusiv für Schleswig-Holstein am Sonntag.