In der Allgemeine Zeitung schrieb Inka Müller am 23.10.2007...


Zärtliches Gefühl bis heute bewahrt

Hermann van Veen im Frankfurter Hof


Auch wenn sein Programm so heißt: "Unter vier Augen" ist Herman van Veen nicht im Frankfurter Hof, denn die Vorstellung ist ausverkauft. Und doch herrscht eine ganz intime Atmosphäre im Saal - kein Wunder: Für viele der Zuschauer ist van Veen wie ein alter Freund, der sie durchs Leben begleitet. Seit über 40 Jahren steht er auf der Bühne. Die erste deutsche Schallplatte "Ich hab ein zärtliches Gefühl" veröffentlichte er Anfang der Siebziger Jahre. Das zärtliche Gefühl hat er sich bis heute bewahrt. Dabei wirkt der Niederländer unverkrampft und gar nicht wie ein Dinosaurier, der eigentlich längst ausgestorben sein müsste.

Wieder ist Gitarristin Edith Leerkes mit dabei, die ihn seit vielen Jahren begleitet. Eine Virtuosin an ihrem Instrument - musikalisch ist viel geboten an diesem Abend. Van Veen hat am Utrechter Konservatorium Gesang und Geige studiert. Einmal scheint es beinahe ein Duell zu geben zwischen beiden Künstlern, sie belauern sich wie zwei Kämpfende, Leekers wird vorwitzig mit ihrer Gitarre, van Veen schwingt seinen Geigenbogen wie einen Degen.

Er spielt aber auch andere Instrumente, Flügel und Gitarre zum Beispiel - und bläst die Panflöte ohne Panflöte, die Finger tun es auch. Die Liebe ist van Veens großes Thema, und in seinen Liedern geht es häufig um Sehnsucht, um alte und um neue Liebe.
Der Holländer kann aber auch Witze und Geschichten erzählen. Er ist ein leiser Clown mit anmutigen, fließenden Bewegungen, manchmal fast schwebend wie die Ballons an seinem Zylinder. Er kann albern sein, ohne platt dabei zu werden: zum Beispiel in der Opernparodie, als er das Hemd aufknöpft, den Slip hoch bis zur Brust zieht und seine Stimme immer höher wird dabei. Später hebt er eine Zeitung auf und liest Nonsens-Schlagzeilen: "Feuer im Krematorium, ein Toter" oder er greift zur Johnnie-Walker-Flasche: "Als ich gelesen habe, wie schädlich Alkohol sein kann, hab ich sofort aufgehört zu lesen."

Er hat vieles probiert, sagt der 62-Jährige zum Schluss, vieles sei nicht gut genug gewesen. "Aber so lange meine Kehle nicht unter die Erde geschaufelt wird, wird das Geräusch, das ich mache, nur dieses sein. Danke" Möge diese Kehle noch viele Geräusche machen, hofft das Publikum und kitzelt eine Zugabe nach der anderen heraus.