in Lippische Landes-Zeitung van 12 september 2007 staat


Weltbewegend statt spektakulär

"Herman van Veen stellt vor 700 Lippern sein "Musiktheater über ein Standbild" vor

Detmold (blu). Detmold ist 'Schneeweiß und kann fliegen. Zumindest in der Vorstellung von Herman van Veen: Theofi-lus Detmold, eine Schneeeule, hält die Fäden des Plans in seinem Schnabel, mit dem der Poet das Hermannsdenkmal zum Friedenssymbol erklären will. Im Jahr 2009. Mit einem Musiktheaterstück für Kinder und Jugendliche. Klingt wie ein Märchen? "Das ist die einzig wahre Geschichte", schwört Herman van Veen. "Ich habe sie mir selbst ausgedacht."

Knapp 700 Lipper waren in den Hangar 21 gekommen, um Näheres über das Musiktheater "Op en daag en September" zu erfahren. Um Herman van Veen als Maler kennen zu lernen. Vor allem aber, um ihn singen, musizieren und erzählen zu hören. Dass er auf der Bühne in seinem Element ist, demonstrierte der Altmeister vom ersten Wort, vom ersten Ton an. Er besingt seine Jugend und sein Elternhaus. Er besingt die Freuden des Vater- und Großvaterseins. Er besingt die Liebe. Nichts Spektakuläres - nur Weltbewegendes.

Herman van Veens Stimme ist nicht im eigentlichen Sinne schön oder klangvoll. Aber sie ist faszinierend, beschwörend, bezwingend. Sie fängt ihre Zuhörer ein - genau wie seine Musik, seine Harmonien, die alles andere als simpel gestrickt sind. Wenn er - singend oder auf der Geige - mit Gitarristin Edith Leerkes musiziert, dann klingt das mal nach Klassik, mal nach Klezmer, immer aber nach intensivem, fast intuitivem Zusammenspiel. Herman van Veen und Edith Leerkes spielen einander Töne und Akkorde wie Bälle zu, aus einem Duett kann schon mal ein clowneskes Duell werden - dann etwa, wenn ein Gitarrenakkord, von Herman van Veen mit dem Blick verfolgt, ins Aus geht. Und er ist ein wahrer Meister des effektvoll inszenierten Schlusspunktes. Keines der Lieder versickert einfach so im Nichts. Das Ende will zelebriert sein, und das darf auch ruhig dramatisch klingen. Dann erst setzt der Musiker die Geige ab, Zeit für eine Anekdote. Viele seiner Pointen hat man so oder ähnlich schon mal gehört. Mit der Betonung auf ähnlich. Denn die Handelnden in Herman van Veens Anekdoten sind seine so - oder ähnlich - existierenden Verwandten, und der Erzähler ist ein Meister seines Fachs.


"Ich glaube, alles ist gesagt"

Die großartige Edith Leerkes, die immer wieder mit hoch virtuosen Zwischenspielen und Instrumentals glänzt, ist es auch, die schließlich mit einer ersten Hörprobe des von ihr selbst komponierten musikalischen Motivs zur Vorstellung des Theaterstücks für 2009 überleitet. Eine Liebesgeschichte zwischen Hermann - dem mit zwei "n", dem Vorbild für das Denkmal -und einer Frau namens Anna. Ein tödliches Ende und das Versprechen auf Wiederkehr. Der zeitliche Bogen von den Kämp fen zwischen Germanen und Römern zum Ersten Weltkrieg. Und wieder gibt es da ein Mädchen namens Anna, die allein der Welt Frieden bringen kann. Wenn sie es schafft, drei Schwerter zusammenzutragen. Unterstützung erhält sie von Hermann. Und von Detmold, der Schneeeule.

Die Geschichte ist nicht neu, und mehr als die Rahmenhandlung steht noch nicht. Sie muss erst mit Leben gefüllt werden -und das soll sie. Wenn alles nach -flanläuf* -iHen-es-I i""- '^Tf die die Gi. Jlichte, >. ii lebendig machen. Die Anna etwa, die Herman van Veen be-wusst mit potenzierter Svmbol-kraft belegt hat. "Mädchen sind in Kriegen und Konflikten meistens die größten Verlierer", sagt der Dichter. Und sonst nicht mehr viel. Nur eines noch: "Ich glaube, alles ist gesagt." Mit diesem Satz beendet er schon nach kurzer Zeit die Talkrunde mit Bürgermeister Rainer Heller und Landrat Friedel Heuwinkel. Setzt auch hier den effektiven Schlusspunkt, der Meister. Das wars. Der Rest folgt in 2009.