In AZ-Web.de Aachener Zeitung schrieb Sabine Rother am 18.10.2007...


Das "Kind" in Musik, Kunst und Dichtung


Aachen. Vier Buchstaben, eine ganze Welt: Das internationale Kultur- und Wissenschaftsfestival Euriade, die umfänglichste der zahlreichen Projekte der Stichting Euriade, widmet sich in diesem Jahr vom 27. Oktober bis 7. Dezember dem Motto "Kind".


Die Zahl der Vorträge, Konzerte und Kunstausstellungen erreicht auch diesmal in die Verleihung der Martin-Buber-Plakette ihren Höhepunkt. Ausgezeichnet mit der Ehrung, die im Sinne Martin Bubers die Hinwendung zum Anderen, den mitfühlenden Dialog, hervorhebt, wird Waris Dirie am 30. November in der Abtei Rolduc (Kerkrade) entgegennehmen. Als Kind einer Nomadenfamilie in Somalia erfuhr sie die Grausamkeit der Beschneidung, jener Form von Genitalverstümmelung, die bis heute in vielen afrikanischen Regionen als Tradition gilt.
Dirie schrieb über das Elend der Frauen und Mädchen, ist in dieser Sache als UN-Botschafterin aktiv und gründete 2002 die Waris Dirie Foundation in Wien, die in eigene Projekte in Somalia, im Senegal und im Sudan investiert. Ein temperamentvolles und herzliches Willkommen bietet ihr die Gruppe "Rhythmus Afrika" (29. November, 20 Uhr, Ludwig Forum Aachen), die übrigens auf eigenen Wunsch nach Aachen kommt.
Weitere große Namen sind in diesem Jahr das Multitalent Herman van Veen, der seine Gemälde zeigt (18. November, 15 Uhr, Landgraaf, Galerie Ipomal) und singt, die Schriftstellerin Jessica Durlacher (13. November), Günter Wallraff und Joachim Schädlich. "Die Sorge um das Kind, die Aufmerksamkeit und Fürsorge, die Kinder brauchen, sind ein Thema, das viele Facetten hat", betont Dr. Werner Janssen, Organisator und Intendant der Euriade.

So ist es nur konsequent, dass man im Rahmen des ohnehin hochkarätigen Musikprogramms mit drei Orchester- und drei Kammerkonzerten mit dieser Euriade auch einen klingenden "Kindertag" einplant, bei dem der Musikpädagoge Uli Bär das Musiktheaterstück "Der Geigenbauer von Cremona" zeigt. "Eine echte Bereicherung", meint der Cellist Alexander Hülshoff, der zusammen mit dem Pianisten Andreas Frölich die musikalische Leitung der Euriade übernommen hat.

Traditionelle Elemente der Euriade wie das Symposium deutschsprachiger Literatur (15. November) und der Gesangswettbewerb für junge Talente "Vocal Concours", und das Ökonomische und Philosophie Seminar sowie das fünftägige Projekt "Jugend um Dialog" mit jungen Leuten aus Israel und Palästina werden gleichfalls gepflegt.

"Ohne unsere Sponsoren wäre das alles nicht möglich", wirft Janssen einen Blick auf die nicht geringen Kosten einer Euriade. Hier sorgt das Aachener Unternehmen Babor, vertreten durch die Beiratsvorsitzende Jutta Kleine-Tebbe, dafür, dass die Euriade nicht nur Fördermittel sondern auch praktischen Rat erhält: So fließen die Gewinne aus dem gerade frisch erschienenen Band "Kind" mit Gedichten von "Heinz Hof" (Pseudonym von Werner Janssen), Gemälden von Antonio Máro und Rafael Ramirez und Fotos von Jorgen Polman nicht nur der Waris Dirie Foundation, sondern auch dem Jugendhilfezentrum Aachen zu. "Auch bei uns gibt es Kinder, die arm sind und dringend Hilfe brauchen", sagt Jutta Kleine-Tebbe, die sich im Vorstand durchsetzen konnte.


Buch und Kunst werden am Sonntag, 21. Oktober, um 11.30 Uhr im Quellenhof Aachen präsentiert. Das im Vergleich zu den Vorjahren gestraffte musikalische Programm bietet unter anderem die Begegnung mit dem Concerto Málaga unter der Leitung von Massimo Paris und dem Gitarrenvirtuosen Pepe Romero (18. November), sämtliche Beethovensonaten für Violoncello und Klavier (22. November), zur Eröffnung am 2. November im Theater Heerlen die Kymi Sinfonietta unter Andres Mustonen sowie ein Solokonzert von Edith Leerkens (24. November, Klangbrücke, Aachen) , jener Gitarristin, die stets mit Herman van Veen auf der Bühne agiert.
Und auch in die Zukunft blickt man schon. So wird bei der Euriade 2008 nicht nur die neue "Säule" der Musik für und mit jungen Leuten gepflegt, man wird beim nächsten Festival ein Nachwuchensemble aus der Schweiz vorstellen und weiterhin begleiten. Auch ein prominenter Schriftsteller hat bereits zugesagt: Leon de Winter folgt seiner Ehefrau Jessica Durlacher beim Literarischen Symposium.