Robert Voghuber schreef 23 mei 2006 in Mostviertel Basar


AmstettenPölz-Halle.
Hermann van Veen brachte
alles unter einen Hut


"Hut ab"


Warum Hermann van Veen am 11. Mai 2006 das Publikum in der prall gefüllten Pölz-Halle in Amstetten so begeistern konnte, ist schnell auf den Punkt gebracht. Sein Live- Konzert ist ein einzigartiges Bühnenerlebnis:

Er überzeugt mit seinen Fähigkeiten als Pan- tomime, er hat eine ausdrucksstarke Körper- sprache und eine wunderbare Stimme, von der man unweigerlich hingerissen sein muss. Un- verwechselbar sind auch seine Liedtexte.

Der Holländer, der mit einem Augenzwin- kern und viel Tiefgang seine Lieder, seine Ge- schichten und Witze präsentierte, entführte die Besucher für zweieinhalb Stunden in eine andere Welt. Sein aktuelles Programm „Hut ab" versammelt alles, was Hermann van Veen auszeichnet. Er eroberte seine Gäste in Sekun- denbruchteilen. Über „Warum bin ich so fröh- lich" bis hin zu seinen Anti-Kriegshymnen war alles vertreten und die Zuschauer klebten an seinen Lippen.

Hermann van Veen ist eine vollsaftig talentierte Per- sonalunion von Sänger, Chansonniere, Lieder- macher, Entertainer, Weltverbesserer, Poet, Clown und Philo- soph.
'Versuche, ihn in eine Schublade zu stecken, gab und gibt es viele. Doch so richtig in ein vorge- fertigtes Schema pas- sen will der Niederländer nicht. Dazu ist er zu abwechslungsreich.

Er sprudelt nicht übermäßig vor Singlaune, eher erzählerisch-balladesk lässt er uns wis- sen, was er fühlt und denkt. Dabei kommt er ohne jegliche Gefühlsduselei aus. Er hat Cha- risma und er hat alles im Griff. Einmal greift er zur elegischen Geige, dann setzt er sich ans Klavier und macht Klamauk oder er trommelt wild vor sich hin. Dann wieder bereichern seine exzellenten Mitmusikerinnen mit Geige, Kla- vier, klassischer Gitarre ünd^CeUo seinen Gesangsvortrag und das Horvergnügen „wenn die Wolken am reingewordenen Himmel absegeln". Hermann van Veen singt Schönes und viel Ironisch-Fröstelndes. Man spürt förmlich kalte Tumpel hinter dem Park der von der Sonne glänzend ausgelegt scheint.

Er mahnt sich nicht des Gewesenen, er zieht seine Spur im Jetzt mit empfindsam vorgetragener Poesie. Schon Wenn er einen Witz erzählt klingt das nach Poesie.

Ein rundherum gelungener Abend mit einem Hermann van Veen in Bestform und einer grandiosen Begleitkapelle mit seinein Freund und langjährigen Weggefährten Eric van der Wurff. Wenn er die Bühne verlasst, kann man nie sicher sein, ob sein kahler Kopf nicht noch einmal durch den Vorhang lugt, ob hoch jemand da ist, der vielleicht noch ein Lied hören möchte.


Robert Voghuber