fb schrieb am 05.05.2006 in der NRZ


Verzaubertes Publikum


BÜHNENHAUS - Hermann van Veen genoss zum Abschluss seines Auftritts Bad in der Menge.


WESEL
Die Bühnenhaus-Saison fand am Donnerstagabend einen würdigen Abschluss: Der niederländische Musiker, Komponist und Autor Hermann van Veen gastierte mit seinem aktuellen Programm "Hut ab" in Wesel. Er bezauberte mit seinem fast zweieinhalbstündigen Programm nicht nur einen Luftballon, der nach einem strengen Blick seines Meisters brav an einer bestimmten Stelle verharrte, sondern vor allem auch das Publikum im ausverkauften Bühnenhaus.

Die raffinierte Mischung aus nachdenklichen und lustigen Liedern, Anekdoten, Witzen und die hintergründige Moderation rissen auch den letzten Beifallsmuffel aus seiner Lethargie. Musikalisch konnte sich van Veen auf eine bewährte Truppe stützen: Pianist Erik van der Wurff, mit dem der Meister schon seit 43 Jahren gemeinsam aufritt; Edith Leerkes (Gitarre) und Jannemien Cnossen (Geige), die auch ein wunderbares Gesangsduo ablieferten; und der junge Cellist Karel Bredenhorst. Alle - wie Hermann van Veen (Geige, Gitarre, Bass, Trommel und natürlich die unverkennbare Stimme) - hervorragende Musiker und Begleiter.
Das Programm begann mit " Amsterdam-Süd, Flussviertel", gleichzeitig eine Liebeserklärung an van Veens Heimatstadt und düstere Erinnerung an den Krieg. Auch im Folgenden wechselten sich heitere und nachdenkliche Töne beständig ab. Van Veen war der Clown, der mit Hüten und einer Vielzahl kleiner weißer Bälle die Bühne dekorierte oder sich mit seiner Gitarre auf dem Boden wälzte. Er war aber auch der politische Sänger, der in seinem Lied "Erik, war die Welt besser, als wir 18 waren?" Irak, Vietnam, Korea und Tsunami zum Thema machte.

Diese "Ode an Erik" des inzwischen 61-Jährigen endete etwas resignativ mit den Zeilen: "Wir hatten den Morgen. Jetzt bleibt uns der Abend und, wenn wir Glück haben, ein paar Zugaben." Diese Befürchtung war unberechtigt. Die begeisterten Besucher ließen Herman van der Veen und seine vier Mitstreiter erst nach etlichen Zugaben gehen. Van Veen gönnte sich dann noch das Bad in der Menge, indem er sich von der Bühne helfen ließ und durch das Publikum zum Ausgang marschierte.