ch schreef 4 december 2006 in RZ


Hermann van Veen "unter vier Augen "erleben


ALTENKIRCHEN.

Schon der Name klingt wie Himbeereis mit Wermut und warmem Sommersoimtagnachmittag vor dem großen Donner. Hermann van Veen, das ist der Verführer mit den süßen Säuseleien, der Meister der Paukenschläge und der spitzen Suche mitten hinein in die Sattheit unserer Welt. Das Haus Felsenkeller hatte den großen van Veen zum 20. Geburtstag nach Altenkirchen geholt.
>Publikum lag ihm zu Füßen

Blaues weites Hemd, schwarze Hose, sehr hohe Stirn - als Hermann van Veen die Bühne der Stadthalle betritt, tobt der ausverkaufte Saal. Er ist ein Mensch geblieben, der Künstler, trotz seiner großen Erfolge über Jahrzehnte, aber er ist eben auch ein großer Star. Und einer, der ganz genau weiß, wie er sein Publikum zum Toben bringt. Einfach so.

"Guten Abend", sagt also dieser Hermann van Veen höflich und beginnt sein Programm. Singt von sich als Jungen, als er hinaus auf den Platz wollte und die Mutter immer fragt: "Sind deine Schulaufgaben fertig?" Und von den Huren, die so jung sind, dass man sie fast gefragt hätte: .Sind deine Schulaufgaben fertig?". "Unter vier Augen" heißt das neue Programm Hermann van Veens. Er gibt es zusammen mit der virtuosen Gitarristin Edith Leerkes. Zwei Menschen, ei- ne Geige, eine Gitarre -mehr braucht es nicht, um einen Abend wirklich "abendfüllend" zu machen. Naja, außer vielleicht ein wenig Flitter, einigen Hundert Tischtennisbällen, Zauberringen, Flaggen, Luftballons und dergleichen mehr. Schließlich traf man in der Kreisstadt nicht .nur" einen Sänger und Musiker, sondern auch einen Zauberer, Komiker, Harlekin, Opa, Mann-und Jungen.

Auch mit 61 Jahren ist Hermann van Veen den Kinderschuhen nicht entwachsen. Er streift sie gerne über, die Kinderschuhe, albert über Gott und die Welt, spielt den liebenswerten Clown.


Sensibler Clown


Er steht an einer belebten Straße. Die Autos rauschen einem unaufhörlichen Strom gleich an ihm vorbei. Wie soll er bloß die Straße überque ren? "Manni", ruft er einem Passanten auf der anderen Seite zu, "wie bist du rüber gekommen?" Der ruft zurück: "Bin hier geboren!"

Hermann van Veen panflötet auf den Fingern, er parliert im schönsten Deutsch-Japanisch, er erzählt von der Mutter, die mit 60 Jahren zehn Kilometer am Tag radelte ("Heut ist sie 88 und wir haben keine Ahnung, wo sie ist") - und er spricht von Deut schen und Holländern. Repräsentativ für Holländer sind ebenso wenig die Wohnwagenbesitzer wie es für Deutschland im Bus jodelnde Rosenheimer sind. Aber wenn es ans Fußballspielen geht, dann scheinen sich die Nationen nahe zu sein. Spielt Holland gegen Deutschland, , dann betet der größte Atheist und Beatrix kann oben ohne am Strand sitzen und einen Joint rauchen." (ch)