Christine Flamond schreef in mei 2006 in Zusammenhang


Herman Van Veen
... mitten unter ihnen ein Prophet

von Christine Flamond

Ein alter Mann kam aus dem Kinosaal im Imax-Kino, er hatte soeben den Film von "Cirque du Soleil" gesehen. Ganz still stand er da, auf seinen Stock gestützt, und blickte beseelt und etwas abwesend vor sich hin. Ich beobachtete ihn und dache, er brauchte vielleicht Hilfe. Also ging ich auf ihn zu und fragte, ob ich irgendwie behilflich sein könne.
Er sah mich an und meinte: "Das war so wunderschön, am liebsten würd' ich nochmal reingehen und mir das nochmal ansehen!" Mich hat das damals so berührt, dass ich diesen alten Mann nie vergessen habe.
Nachdem ich selbst den Film gesehen hatte, wußte ich wohl was er meinte. Dennoch bewegte mich damals die Tatsache viel mehr, dass er so viel Freude empfunden und ausgedrückt hatte.
Was er damals zu mir gesagt hatte, drückt genau das Gefühl aus, das ich nach einem Herman Van Veen Konzert empfinde.
Ich kenne Herrn van Veen nicht persönlich, aber wenn man ihm zuhört, weiß man, dass man nicht nur einen exzellenten Performer, sondern vor allem einen wunderbaren Menschen vor sich hat. Kein Mensch hat mich in 3 Stunden jemals so zum Weinen und zum Lachen gebracht, oft zur gleichen Zeit, wie dieser Mann. Einen Moment lang lacht man Tränen über einen Witz, eine Geste, eine Redewendung, die er zum Besten gibt. Im nächsten Moment sind es Tränen der Rührung oder des Mitgefühls über eine Bemerkung, die zutiefst traurig und nachdenklich macht.

Seine Lieder sind voller Liebe für die Menschen in seinem Leben, voller Zuneigung für die Menschheit im Allgemeinen, ("Wissen sie, warum meine Mutter einen Pomofilm bis zum Ende ansah? Sie hoffte, dass die beiden doch noch heiraten!"), voller Schabernack und Übermut wenn er unsere Eitelkeiten und Unzulänglichkeiten zur Sprache bringt, ("...ich hab ein zärtliches Gefühl, für jeden Nichtsnutz, für jeden Kerl, ...für den, der den Mund auftut...") und gleichzeitig voller Sorge und Verständnis für die Ver(w)irrungen und Fehler, gegen die keineR von uns gefeit ist. ("..mit Liedern singst Du den Krieg nicht zu Ende...gib den Obdachlosen ihr Dach zurück, den Schlaflosen ihren Schlaf...")

Besingt Herman Van Veen die Liebe zu einer Frau, dann wünscht man sich, diese Frau zu sein, oder im Leben einen Menschen zu haben, der so intensiv lieben kann. ("...ich weiß nichts über sie, aber sie schenkt den Blumen Farben, und plötzlich tun die Narben auf meiner Seele nicht mehr weh....") Die Liebe zu Kindern bekundet er mit einfühlsamen, kindlichen Liedern, - Kindergedanken, Kindersorgen und Kinderfreuden spielen eine große Rolle in seinem Leben. ("...Bär wo bist Du, Bär komm her, leg die Pfötchen fest um mich. Brumm was Liebes, gleich muss ich ins Bett und wenn das Licht ausgeht, Küsschen geben...")
Wenn er uns seine Geschichten erzählt, macht er uns oft traurig, stimmt nachdenklich, bringt zum Lachen, zeigt uns den Weg, einander und Fremdes in unserem Leben zu verstehen ("...ich fühle mich in eurem Land wie eine Fatima Morgana...."). Und irgendwie hat man das Gefühl, die Konzerthalle danach als besserer Mensch zu verlassen.
Herman Van Veen - Mensch, Poet, Clown, Komiker, Musiker, Tänzer, Zauberer, Liebender, Spinner, Prophet - ich mag und respektiere Sie sehr und bin froh, dass es Sie gibt! Durch Sie wird die Welt ein besserer Ort und unser Leben unendlich bereichert.

Beehren Sie uns bitte bald wieder. Diese graue Stadt - und vor allem wir! - haben einen Menschen wie Sie wirklich nötig. Und lachen kann man sowieso nie zu viel...