Vera Tanzer schreef 30 september 2002 in Merkur Online

Sanft und doch eindrucksvoll

Herman van Veen startet seine Deutschlandtour in Germering



Germering
Fast ausverkauft war der Orlandosaal bei Herman van Veens Konzert. Van Veen startete am Freitag Abend seine zweite Deutschlandtournee innerhalb eines Jahres in Germering. Viele eingefleischte Fans waren gekommen und erlebten ein eindrucksvolles Konzert.

Wer kennt ihn nicht? Redet man über Herman van Veen, wird vom "sensiblen Holländer" mit der sanften Stimme gesprochen. Seine poetischen Lieder sind vielfältig, er selbst nennt sich gerne "Geschichtenerzähler". Seine Konzerte sind einmalig, seit Jahrzehnten. Van Veens Gestik, Mimik, die ausdrucksvolle Stimme und seine großartigen Bandmitglieder machen die Konzerte einzigartig.

Seit über 35 Jahren steht der Liedermacher auf der Bühne. Der Erfolg wird nicht weniger, auch wenn er selbst über sich schreibt: "Wenn ich in den Spiegel schau, erkenne ich noch den jungen Mann. Aber sehe auch den Greis. Die Linien um den Mund sind tief. Um meine Augen runzeln sich die ersten Krähenfüße. Meine Augen sind wie die auf alten holländischen Gemälden fröhlich traurig. Das spärliche Haar wird langsam weiß." Aber nicht nur seine Haare werden weiß, sondern auch die von Erik van der Wurff, der seit seinem 18. Lebensjahr van Veen auf seinen Tourneen begleitet. Er spielt Klavier und komponiert für die Theatervorstellungen.

Alle Bandmitglieder sind seit mehreren Jahren mit van Veen unterwegs. Sie sind alle Profis, haben selbständige Projekte. Kein Wunder, dass die Bühne bei so vielen Künstlern bebt und zittert. Die Gitarristin Edith Leerkes ist bereits in der Carnegie Hall in New York aufgetreten, Geigerin Jann ist bekannt mit ihren gleichnamigen Jazzveröffentlichungen. Oder die junge Wieke Garcia, ein kleines Multitalent. Sie wirbelt Dudelsack, mittelalterliche Drehleier oder das lateinamerikanische Schlagzeug geradezu umher. Und ganz hinten auf der Bühne Hans Koppes, der begnadete Tubaspieler. Alle haben ihr Eigenleben, und doch harmonieren sie zusammen.

Van Veens große Stärke ist es, nicht alleine im Vordergrund zu stehen, sondern mit den Musikern eine Einheit zu bilden. Aber Singen ist noch nicht alles, was er kann. Schreiben kann er mindestens ebenso gut. Über 50 Bücher hat er bisher veröffentlicht. "Herman wir gehen ins Badehaus", trägt van Veen während dem Konzert aus dem Buch "Das Leben ist ein Wunder" vor. Humorvoll und amüsant ist die Kurzgeschichte - ein Einblick in die Jungendzeit van Veens. Bei den Pointen und van Veens Gestiken wurde immer wieder herzhaft gelacht.

Wenn er am Schluss seiner Konzerte am Bühnenrand sitzt, mit seiner barfüßigen Gitarristin, die Beine baumeln von der Bühne herunter, erreichen seine Konzerte ihren Höhepunkt. Seine Fans kennen es und klatschen so lange bis er zum letzten Mal seine Stimme ansetzt. Sanft und doch eindrucksvoll.



vera Tanzer

30.09.02-Merkur-online