Ingeborg Schober schreef 30 april 1998 in de Suddeutsche Zeitung
Übermut tut machmal gut
Herman van Veen und sein neues Programm "Nachbar"
Der holländische Entertainer Herman van Veen
ist zwar nicht mehr "der wilde Herman" seiner Einmann-Show "Harlekijn", doch hier
und da blitzen immer wieder dieser umwerfend kindliche Übermut und die gewaltige
Lust am Nonsense auf. Der Tausendsassa aus Utrecht hat in seiner 25jährigen Karriere
die Clownerie entstaubt und zur hohen Unterhaltungskunst stilisiert.
Heute intoniert und rezitiert das 53jährige Multitalent eher Sanftes
zwischen "Glücklichsein und Traurigsein" und neben Eigenem wie
"Grand Hotel Deutschland" und "Was du lieber gern vergißt" auch Klassisches von
Jacques Brel, Frank Sinatra, Friedrich Hollaender, Heinz Rudolf Kunze, Kurt Weill
und neuerdings gar Schubert-Lieder.
Mehr als 60 CDs in vier Sprachen hat der Sänger, Texter, Komponist, Clown,
Geiger, Mime und Parodist mittlerweile veröffentlicht. Und dabei von Film- und
Ballettmusiken, Theaterstücken, Kinderbüchern bis hin zu der TV-Zeichentrick-filmserie
,,Ente Alfred Jodocus Kwak" keine Sparte ausgelassen. Selbst in der New Yorker
Carnegie Hall gab der Meister der Zwischentöne umjubelte Shows.
Seit seinem Debut mit ,,Ich hab ein zärtliches Gefühl" kämpft er als
poetiseher Komödiant und trauriger Clown, als Philosoph und Troubadour,
Seiltänzer, Magier und Illusionsverkäufer mit Witz und Persiflage für mehr
Liebe und Phantasie und gegen gesellschaftliche Mißstände. Bei so viel skeptischem
Opti-mismus und bitterböser Melancholie darf man auch bei seinem aktuellen Programm
"Nachbar", das er Anfang Mai im Circus Krone vorstellt, stets das Unerwartete erwarten.
Ingeborg Schober
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