Sabine Kneppe schrieb am 29.09.2001 in de Rhein-Zeitung - Ausgabe Region Betzdorf

"Ein zärtliches Gefühl"



Herman van Veen und seine Musiker verzauberten das Publikum in der Siegerlandhalle

Herman van Veen und seine Musiker. Die Musiker und ihr Herman. Allesamt exzellente Künstler. Herman van Veen wirft ihnen die Bälle zu, und sie spielen sie zurück. Egal ob bei Gesang oder Clownerei. Es war ein poetischer Reigen, der das Publikum in der Siegerlandhalle für Stunden in seinen Bann zog.

SIEGEN.
Es gibt so herrlich viele Bezeichnungen, die für Herman van Veen passen: Liedermacher, Clown, Poet, Witzeerzähler, Geiger, Vorleser, Pantomime. Und das sind nur die Dinge, die er auf der Bühne macht. Hinter den Kulissen ist der 56- jährige Niederländer auch noch Autor, Regisseur und Schauspieler.
Und trotzdem trifft keines dieser Etikette das, was Herman von Veen auf der Bühne zeigt, so ganz. Ein Wort wie "Show" wagt man bei einem Mann wie van Veen kaum zu benutzen. Es wirkt zu grell und laut. Aber es war auf jeden Fall mehr als ein Konzert, was das Publikum am Donnerstagabend in der ausverkauften Siegerlandhalle erlebte.
Nach fünf Jahren war van Veen mal wieder in Siegen zu Gast. Jetzt wollten die Leute hören: "Was ich Dir singen wollte". Das Publikum lässt sich immer noch gern verzaubern, von den leisen Tönen und nachdenklichen Worten, die van Veen mit seinem unverkennbar weichen Akzent ins Mikrophon zischt. Und es lacht immer noch gern über den Clown Herman, wie er über die Bühne tänzelt, Grimassen schneidet, sich über Tenöre und Sopranistinnen lustig macht ("Oper könnte so schön sein, wenn dort keiner singen würde").
Die Leute hören ihm immer noch gerne zu, wenn er Anekdoten aus seiner Kindheit vorträgt. Nicht nur Zuckerguss, keine verklärten Erinnerungen. Er ist ein guter Erzähler. Und er ist ein guter Sänger, der mit den Musikern und Musikerinnen an seiner Seite die Zuhörer geradezu verzaubert.
Und er bleibt ein Mahner ohne den erhobenen Zeigefinger. "Kyrie eleison" verliest van Veen.
Seine Fürbitten gelten allen, die es schwer haben im Leben. Und auch hier wieder ohne Zuckerguss.
Anerkennung haben die Menschen verdient, die den Müll wegbringen oder das Mädchen, das keinen abkriegt. "Ohne Frieden", sagt er, "kann niemand leben, ob als reicher Knacker oder als armes Aas."
Auch wenn Herman van Veen seine alten Lieder nicht gespielt hat. Er hat sich nicht verändert. Es bleibt bei ihm einfach immer "ein zärtliches Gefühl".





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