In den Salzburger Nachrichten schrieben PETER GNAIGER am 27.10.2001...




"Es wird unvergesslich sein"


Am 1. November tritt Herman van Veen in Salzburg auf. Den Besuchern verspricht der Weltstar einen unvergesslichen Abend.

An seinen letzten Auftritt in Salzburg denkt Herman van Veen gerne zurück: Nach einer Stunde Zugaben wurde er vor drei Jahren mit stehenden Ovationen aus dem Kleinen Festspielhaus verabschiedet. "Das war ein wunderschöner Abend", erinnert sich der Künstler im SN-Gespräch.

Van Veen gilt weltweit als ein Markenzeichen für Musik-Kabarett in Reinkultur. Auf die Frage, wie es möglich ist, kritische Texte ohne die Verwendung eines einzigen bösen Wortes zu formulieren, antwortet er lachend: "Das muss an meinem holländischen Akzent liegen. Aber nein: In meinen Liedern fehlt das Vokabular der Verfechter und Gegner der Politik. Meine Texte sind nicht propagandistisch, schon gar nicht polemisch, auch nicht zynisch, und wenn sie schon ironisch sind, dann niemals verletzend. Sie sollen ermutigen und nicht deprimieren. Ich bin nun mal so - ich kann auch nicht anders."

Georges Moustaki sah das ähnlich, indem er van Veen folgendermaßen charakterisierte: "Ich erkenne in Herman die Weisheit eines Hofnarren und die Brutalität des Moralisten, während er vorgibt, nur das Ziel zu verfolgen, uns zu unterhalten." Darauf angesprochen antwortet van Veen: "Hat er schön gesagt. Unterhaltung ist nach den Attentaten in New York aber leider schwer geworden. Alles ist aus den Fugen geraten." Ob er ähnlich wie beim Kosovo-Konflikt die Militärschläge der USA verurteilt: "Damals gab es keine Zustimmung vom Weltsicherheitsrat, das war was anderes".
Der intellektuelle Herman sagt, man darf Gewalt auf keinen Fall mit Gewalt vergelten. Andererseits muss man diese Verbrecher auch aus dem Verkehr ziehen . . . "Da diskutiere ich nur über das Wie. Schau: Ich bin ein langweiliger Mensch - hab vier Kinder und ein Enkelkind. Sollte mein Enkel eine Ohrfeige kriegen, soll ich ihm dann raten, sich acht Freunde zu suchen und den Kerl windelweich zu prügeln? Pufff! Ich krieg die Dinge noch nicht ganz auf die Reihe."

Auf jeden Fall werde er die aktuellen Vorgänge beim Salzburg-Auftritt thematisieren. "Ich kremple mein Programm vollkommen um", sagt er. "Ich verspreche einen unvergesslichen Abend." Seine Auftritte seien ohnehin immer Tagebücher. Schon deshalb, weil man auf regionale Besonderheiten Rücksicht nehmen muss: "Singe ich von der Farbe Braun, dann denken Schweizer an Schokolade. Die Bayern aber an eine Nazi-Wirklichkeit. Da geht schnell der Sinn verloren."
Dem Salzburger Publikum streut er schon im Vorfeld Rosen: "In Amerika schauen die Leute, wie hoch ich springen kann. Die Salzburger achten auf Zwischentöne. Das freut mich!"



PETER GNAIGER