Monika Dänhardt schreef 260301 in SZ Online

Mit leichter Hand gezeichnet



Herman van Veen begeisterte mit seinem Programm "Was ich dir singen wollte" im Dresdner Kulturpalast


Er singt, er tanzt, er spielt den Clown, er verkleidet sich, wenn es sein muss, zu einer Frau. Am Freitag und am Sonnabend war Herman van Veen zu Gast im Kulturpalast Dresden. Der Mann mit der besonderen Stimme weiß viele Formen, um seine Geschichten zu erzählen - Geschichten von der wunderbaren Vielfalt des Lebens und der Menschen. "Du bist schön, nicht schöner, du bist anders schön"þ Herman van Veen hat einen Blick für die Welt. Er besingt den "Teufelskerl", einen armen einsamen Mann, der ein Poet ist, ebenso, wie die lebenspraktische Hure. Van Veen hat Mut zum Gefühl, zum Pa~thos. Er öffnet sich dem Publikum, steht manchmal - und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes - fast nackt vor ihm. Er nimmt das Publikum mit ins "Badehaus", in das er als kleiner Junge das erste Mal mit seinem Vater ging. Eine anrührende, aber auch witzige Geschichte. Alltägliche Wahrheiten bekommen bei ihm einen besondern Klang: "Früher hatte ich immer nur Geburtstag. Jetzt heißt es, der hat Leberkrebs, der, du weißt schon - Franz ist auch tot, zumindest hoffe ich es, wir haben ihn gestern beerdigt." Unsichere Lacher im Publikum.

Das ist Herman van Veen. Vieles, was er sagt, klingt lustig, ist aber ernst gemeint. Ein Wechselbad der Gefühle. Gerade hat er noch mit vollem Körpereinsatz einen ganzen Opernabend parodiert, und die Zuschauer liegen vor Lachen in ihren Sesseln, kichern auch über den Artisten, der mit großer Geste wenig Können kaschiert, da fliegen Babypuppen durch die Luft und werden von ihm zurückgeschleudert. Ein Bild, das so gar nicht in das Program passen will, unangenehm ist - und es auch sein soll. Sind Kinder in dieser Welt nicht willkommen? Oder der Brel-Song auf jiddisch - gesungen für einen leeren Stuhl. Wo ist der, der diese Sprache sprach?

Herman van Veen gibt seinem Publikum das Gefühlt, dass der ganze Abend wie nebenbei entsteht: Mit leichter Hand mal ebenso zusammengestellt. Doch hinter jedem Detail steckt viel Überlegung. Das Zeitungspapier als Musikinstrument. In einem Gespräch sagt er dazu: "Klingt doch viel besser als das, was drin steht." Er besprüht sein Publikum mit Wasser und fragt: "Das ist nass? Waren Sie mal in Holland?" Dort arbeiten die Pumpen ohne Pause, um das Land vor der Überflutung zu retten. Das sagt er allerdings nicht.

Herman van Veen ist keiner, der mit dem Finger auf andere deutet. Er bietet einen bunten, manchmal wehmütigen Lebensbilderbogen, aus dem sich jeder seinen Teil mitnehmen kann. Und sei es nur die Freude an dem wunderbaren Zusammenspiel mit der Band. Da stehen nicht einfach exzellente Musiker auf der Bühne, nein Freunde. Eigenkompositionen, Csardas, afrikanisches Trommelnþ Temperamentvoll und unter Einbeziehung seltener Musikinstrumente geben sie die ideale Begleitung des Spiels, von dem sie selbst ein Teil sind. So durchdacht die ganze Show ist, Herman van Veen lässt es sich nicht nehmen, immer wieder andere Akzente zu setzen. In Dresden hatte sein Auftritt Humor und Leichtigkeit, bezog er das Publikum besonders oft ein. Das dankte mit tosendem Beifall und forderte Zugaben.



Von Monika Dänhardt





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