dahl schreef 25 oktober 2002 in de Leipziger Volkszeitung

Der Doppel-Whopper zum Glück

Herman Van Veens letzte Tournee -sie führte Ihn auch in die Leipziger Oper - war nicht einfach für ihn. Kurz vorm Gastspiel im Friedrichstadtpalast waren seine Eltern verstorben. Viel Schmerz drückte seine Seele - tiefes Gefühl, das verarbeitet werden wollte. Andere hätten ihre Konzertreise abgebrochen. Nicht so Van Veen: Er spielt nicht, um fremde Erwartungen zu erfüllen. "Es kommt darauf an zu spielen, wer man ist", sagt er im Interview. Unter diesen Vorzeichen war der Gig in Berlin ein besonderer. Dass der Mitschnitt jetzt sowohl als Doppel-DVD als auch als Zweifach-CD (jeweils die Rückseiten der Silberscheiben) vorliegt, ist ein Glücksfall.

Von Himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt - so weit reicht das Spektrum der Gefühle, die der lange Clown seinem Publikum als Wechselbad verabreicht. "Flussviertel" und "Das Badehaus" sind natürlich vom Verlust der Familie geprägt. Bei anderen der insgesamt 27 Stücke kann man schmunzeln oder lauthals lachen. Von seinem alten Kumpel Erik van der Wurff an Gitarre, Harfe und Percussi-ons begleitet, blättert der polarisierende Reisende im Buch seines Lebens. Zu den Highlights gehören das Geigenbogen-Gefecht mit Jannemien Cnossen und das von Heinz Rudolf Kunze getextete Titelstück. Schade nur, dass der Mitschnitt nicht komplett ist. Zwei Songs etwa, die im Interview erwähnt sind, fehlen.

Dank dts- und Dolby-Digital-Raum-ton kommt die Liveatmosphäre im Wohnzimmer gut rüber. Weil es nicht für 16:9-Fernseher optimiert wurde, gibt's allerdmgs beim Bild Punktabzug. Abgerundet werden die Scheiben durch Fotos, Biografien, einen CD-Katalog, zwei Songs in Karaoke-Versio-nen sowie Internetlinks. "Engel werden alt" (Text ebenfalls von Kunze) kann man gar aus verschiedenen Kameraperspektiven erleben, dahl