Sabine Fringes schrieb am 25.01.2002 im Bonner General-Anzeiger

Die kleinen Dinge des Lebens



Herman van Veens Lieder verzaubern noch immer - Neues Programm in der ausverkauften Bonner Beethovenhalle

Bonn.
Er gehört zu den Magiern der ehrlichen Art: Er zieht nicht etwa zum Erstaunen des Publikums ein Kaninchen aus dem Zylinder heraus. Nein, er "zaubert" einfach aus seiner Hosentasche ein Taschentuch und das Publikum ist begeistert. Herman van Veen, der niederländische Liedermacher stellte in der ausverkauften Beethovenhalle sein mit Clownerien gespicktes neues Programm "Was ich Dir singen wollte" vor.

Was hat er, der im Laufe seiner Karriere zahlreiche Alben vorgelegt hat, seinem Publikum noch zu sagen? Nichts vermeintlich Tiefschürfendes jedenfalls. Mit solch einer Erwartungshaltung spielt er, wenn er zum Beispiel auf seinen Fingernägeln ein "ergreifendes" Panflöten-Solo pfeift oder sich als verzweifelter Heldentenor in die Brust wirft.

In seinen Liedern widmet er sich dagegen vor allem den kleinen, scheinbar alltäglichen Dingen des Lebens. Neben den heiteren, pointierten Geschichten von seiner erwachsenen Tochter und seiner eigenen Kindheit stehen jedoch auch immer wieder bittere Liedertexte über gesellschaftliche Randexistenzen und über den Krieg.

Moral und "Lebensphilosophie" bringen den Liedermacher, der zusammen mit seiner sechsköpfigen Band auftrat, jedoch nicht von der Musik ab: "Die Botschaft staubt so trocken, wenn das Wort allein sie bringt. Die Wahrheit ist viel besser zu ertragen, wenn sie klingt." Vielseitig sind die Lieder des klassisch ausgebildeten Sängers und Violinisten, der unter anderem sogar mit dem renommierten Amsterdamer Baroque Orchestra unter der Leitung Ton Koopmans zusammengearbeitet hat. Leise Chansontöne, Zigeunermusik, Ballade und Opernparodie wechselten sich in seiner Show ab und verzauberten - auch ohne spektakuläre Kunststücke - das Publikum.