Andreas Ahlemannschreef in de Mannheimer Morgen van 24 november 2001

Ein nachdenklicher Clown

SHOW: Herman van Veen im Mannheimer Rosengarten



Wann ist einer ein Multitalent? Eine Frage, die alle im fast ausverkauften Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens sofort beantworten können, denn sie sehen gerade eines in voller Aktion. Eben noch Sänger, der aus voller Brust verschiedene Opernrollen spielt, dann wieder Violinist, der sein Instrument fast im Wettstreit mit anderen Musikern streicht, ist Herman van Veen auch noch Texter, dessen hintergründige, schlitzohrige und humorvolle Passagen das Publikum in einen Schwebezustand zwischen Nachdenklichkeit und vollem Lachen versetzen. Was man nicht sieht, aber doch von ihm weiß: dass van Veen ebenso leicht in die Rolle des Drehbuchschreibers, des Erwachsenen- und Kinderbuchautors, des Komponisten, Regisseurs und Filmmusikers schlüpfen kann und auf allen Feldern erfolgreich agiert. Trotzdem verknüpft er all diese Tätigkeiten fast immer zu einem Rollenprofil- dem des nachdenklichen Clowns.

Nach über 120 Platten und CD-Produktionen überrascht es, wie wenig müde der in 1945 in Utrecht geborene Großvater Herman van Veen ist. Und wenn auch sein Haarkranz immer schmaler wird, der Mann hat immer noch viel Energie. Mit seinen drei weiblichen Bandmitgliedern, der Bratschistin und Sängerin "Jann", Gitarristin Edith Leerkens und der Percussionistin Wieke Garcia, spielt er verschiedene Duette, springt auf der Bühne hin und her, greift sich für ein Stückchen seine Geige und spielt im nächsten Moment den verhinderten Zauberer oder afrikanischen Tänzer.

Es ist vielleicht dieses Sammelsurium von Rollen, Musik, Texten, Tanz und Mimik, die van Veen zu dem phänomenalen Entertainer macht. Für jeden ist etwas dabei und alle staunen über seine Wandlungsfähigkeit. Die verlangt er aber auch von seinen musikalischen Begleitern. Nicht nur Bassist Thomas Dirks, sondern vor allem sein langjähriger Pianist Erik van der Wurff unterstützt van Veen in traumwandlerischer Sicherheit.

Stilistisch nicht festgelegt und in der Lage, mehr als nur ein Instrument zu beherrschen, schlüpft jeder in der Band in verschiedene Rollen hinein. Garcia und Jann beispielsweise sind nicht nur Musikerinnen. Ihre Gesangskünste stellen beide ebenfalls unter Beweis, und manch einer wünscht sich mehr von ihnen. Wenn das Publikum van Veen anfangs nur mit freundlichem Applaus begrüßt, weiß es am Ende dieser wundersamen Show kaum, wie es seine noch weiter gestiegene Begeisterung ausdrücken kann. Doch van Veen kennt seine Fans.

Mit einem nachdenklichen Lied, und zum Abschluss eine in holländisch gesungenen Weise beruhigt er die Gemüter wieder. Doch ohne guten Rat schickt er das Publikum nicht nach Hause: "Fahren sie in der Böschung, auf den Straßen passieren zu viele Unfälle". Die ausgefahrenen Wege hat auch van Veen niemals wirklich benutzt und so ist aus ihm ein Weltklasse-Clown geworden, der sein Mannheimer Publikum bestens und mit humorvoller Menschlichkeit unterhält.



Von unserem Mitarbeiter Andreas Ahlemann

© Mannheimer Morgen - 24.11.2001