Jürgen Köster schrieb am 24.09.2001 im Westfalen-Blatt (Höxter Zeitung)

Stehende, Ovationen für Hermann van Veen



Ein ernster Entertainer mit schelmischen Zügen

Beverungen (WB).
Erst nach der sechsten Zugabe ließ ihn sein Publikum am Freitag Abend von der Bühne: Hermann van Veen begeisterte auch bei seinem zehnten Gastspiel in der Weserstadt. Drei Stunden bot der Niederländer vor ausverkauftem Haus ein Programm, in dem die ernsten Töne die Überhand hatten und dennoch genügend Raum ließen für Komik und Satire. Minutenlanger Applaus belohnte Hermann von Veen und sein Ensemble für einen bemerkenswerten Abend.

Die siebenjährige Hannah, die mit ihrer Mutter aus Hannover angereist war, ist schon ein echter Van-Veen-Fan: »Der ist prima«, freut sich die kecke Zuhörerin. Ein Urteil, dem ihre Mutter lächelnd zustimmt und das auch die anderen Konzertbesucher uneingeschränkt geteilt haben dürften.
»Was ich dir singen wollte« ist der Titel der aktuellen Tournee, bei der sich Hermann van Veen oft nachdenklich gibt und leise Töne anschlägt. »Wenn mein Gesang nicht mehr gehört wird, weil er kaum einem noch etwas sagt«, singt er in dem Stück »Für Marie Luise«, doch solche. Ängste brauchen ihn nicht zu quälen. Er lässt auf der Bühne immer noch seine ganz eigene Welt entstehen und nimmt sein Publikum mit auf eine dreistündige Reise durch dieses aus dem eigenwilligen Blickwinkel des Schelmen und Moralisten betrachtete Universum.

Emotionale Freizügigkeit und die Direktheit des Künstlers sind jedoch nicht mehr so prägnant wie etwa vor 30 Jahren. Doch immer noch lässt der energiegeladene Musiker - mal hüftschwingend zu afrikanischen Rhythmen, mal im augenzwinkernden Zwiegespräch mit Jann, der Geigerin seines genialen Ensembles, aufblitzen, was den Entertainer in dieser Beziehung immer schon kennzeichnete.

Hermann van Veen erzählt: von Chinesen, »als diese noch gelb waren«, von dem einjährigen Enkel, der Elektriker werden will, vom Besuch im Badehaus mit seinem Vater; Hermann van Veen singt: als »halb toter Sopran« (18 Minuten), Heldentenor (19 Minuten) als Bariton, als ganzer Chor oder er spielt »Panflöte« - auf den fünf Fingern seiner linken Hand.

Wechselspiel

Meisterhaft beherrscht er das Wechselspiel mit Publikum und Ensemble, nimmt sich zurück und gibt den jungen Musikerinnen und Musikern Freiraum für Soli und Instrumentalpassagen, in denen er nur einer von sechs Akteuren auf der Bühne ist.
Dann tritt er wieder allein ins gleißende Scheinwerferlicht. Das spärliche Haar wirkt fast weiß. Die Augen funkeln. Die Fangemeinde fordert mit »Standing ovations« ihre Zugabe und bekommt sie. Sechsmal





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