Karl Georg Mantel schreef 24 maart in de Sächsische Zeitung

Hofnarr und Philosoph



Herman van Veen mit umjubeltem Konzert der Superlative Der Mann hat Größe; schlicht, einfach, ja, fast spielerisch - und doch voller Genialität.

Er ist der Hofnarr auf der Bühne, der Gentleman, Moralist und große Sänger. Jetzt war er da, der niederländische Weltstar, Herman van Veen, und 800 Zuschauer erlebten in der Hoyerswerdaer Lausitzhalle ein wohl unvergessliches Ereignis.




"Du bist so schön, anders schön", beginnt das Konzert nach dem Intro seiner Musikerkollegen. Der Meister, ganz in Schwarz gekleidet, liefert sich ein Fechtduell per Geigenbogen mit Jann, der Virtuosin auf der Violine. Elegante Verbeugung vor dem Publikum, fast Hofetikette - und schon stellt van Veen seine Bühnenkollegen vor. Nichts ist wie immer. Alle Gewohnheiten werden über Bord geworfen. Diese Reise in die Gedankenwelt eines Genies hat begonnen. "Was ich dir singen wollte", und "Ich brauch' dich heute", Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, tragische Helden der Vergangenheit. Van Veen beklagt ihr Schicksal in seinem Lied, zeigt auf, dass ihre Werke nicht vergessen sind. Herman van Veen, ein Clown, der die Leute zum Lachen, aber auch zum Weinen bringt. Tragikomisch seine Texte, Lieder und Geschichten. Herrlich die Geschichte vom ersten Besuch einer Badeanstalt mit seinem Vater und der verschämte Blick eines achtjährigen Jungen auf den Schritt des Vaters mit der Feststellung: "Der sieht ja genau so aus wie meiner - nur schaut er aus einem Bart heraus." Nichts wird banal oder Gossensprache. Und er wirkt auch noch glaubwürdig, wenn er einen Schlüpfer um den Kopf gewunden hat und dazu singt. Klar und rein wie ein Quellbach ist die Philosophie des Herman van Veen, ob als tanzende Hure oder Theatermensch. Bei letzterem entfaltet der Mime die große Bandbreite seines gesanglichen Volumens. Ob Sopranistin, Heldentenor oder Bariton - der Meister beherrscht die gesamte Klaviatur seiner Stimmbänder. Fast unglaublich, aber wahr. Die Superlative für diesen Künstler sind noch nicht erfunden. Der Mann hat Größe; schlicht, einfach, ja, fast spielerisch - und doch voller Genialität. Große Männer umgeben sich gern mit schönen Frauen. Herman van Veen tut dies auch, doch nicht um des Ruhmes willen. Seine Musiker entsprechen ausnahmslos dem Niveau des Künstlers. Dass die Damen dazu noch ein angenehmes Äußeres besitzen, ist wohl eher ein Glücksumstand. Gitarristin Edith Leerkes imponiert nicht nur mit einem Solo auf der spanischen Konzertgitarre zu Beginn des Konzertes. Sie lebt ihr Spiel auf der Bühne aus. Die nackten Füße stampfen den Rhythmus, Beine und Hüften wiegen sich im Takt: der ganze Körper scheint aus Musik zu bestehen. Jann und Maria-Paula Majoor, Violinistinnen der Extraklasse und mit zahlreichen Preisen bedacht, liefern sich so manches Duell ihrer Instrumenten mit dem Meister. Für Beifallsstürme sorgt das Schlagzeugsolo von Wieke Garcia auf dem hierfür präparierten Tisch. Dass sie auch noch Harfe, mittelalterliche Drehleier und Dudelsack spielen kann, beweist sie in eindrucksvoll. Nicht minder vielseitig Thomas Dirks: Ob die "Oma" Bassgitarre, die Klarinette oder das Saxofon - er beherrscht sie alle meisterhaft. Zu guter Letzt der Meister der Tasten. Das Klavierspiel von Erik van der Wurff rundet die musikalische Begleitung auf höchstem Niveau ab.

Standing ovations, und niemand will den Saal verlassen. Nach drei Zugaben ist das Konzert vorbei, doch immer noch stehen einige wenige Unentwegte und spenden Beifall. Herman van Veen steht hinter der Bühne, überlegt einen Moment, wischt sich den Schweiß von der Stirn und geht noch einmal an die Bühnenrampe. Er singt ein Lied ohne Begleitung. Leise, verhalten, beruhigend. Dann ist Schluss. Schluss? Nein. Dieses Konzert wird noch lange nachhallen.



Von Karl Georg Mantel





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