Hermann van Veen stieg ins Wechselbad der Gefühle
Gerade Opa geworden



Minutenlang stand Herman van Veen hinter dem Mikrofon auf der Bühne und lauschte dem Beifall in der Meistersingerhalle. Nicht nur dem niederländischen Entertainer war zu diesem Zeitpunkt klar, dass er mit seinem Auftritt am Samstagabend auf verwunderte Begeisterung beim Publikum gestoßen ist. Ungewohnt melancholisch präsentierte sich der 56-Jährige seinen Fans. Nur zwei, drei der Hits fanden Platz im neuen Programm "Was ich dir singen wollte", das von leisen Moll-Tönen dominiert ist.

die selten vorher in dieser Deutlichkeit zeigt der Liedermacher, dass die Zeit ihre Spuren in seinem Leben hinterlassen hat. Persönliche Erfahrungen hätten es notwendig gemacht, sich neu zu positionieren, sagt der Mann, der von sich behauptet, auf der Bühne nie zu spielen, sondern immer Persönliches zu leben. "Meine Eltern sind beide im letzten Jahr gestorben und ich bin gerade Opa geworden." Verständlicherweise ist es da Zeit geworden für andere Töne, für Lieder über Engel, die alt werden, und ein sanftes Memento mori an die Welt. Gänsehaut stellt sich ein, wenn van Veen solche Botschaften sendet.

Minutenlanger Sprechgesang, begleitet von den glockenreinen Stimmen der großartien Begleitmusikerinnen (Jannemien Cnossen und Maria-Paula Majoor). "Ohne Frieden kann keiner leben - ob reicher Knacker oder armes Aas." Schnitt. Aus. Der Philosoph und Poet in Herman van Veen erstarrt zur Marionette und singt - Kontrast muss sein - vom "Teufelskerl".

Da ist er doch wieder, der Clown in Herman van Veen. Von den 2000 Menschen im Saal hat keiner auch nur die geringste Chance, dem plötzlichen Wechselbad der Gefühle zu entkommen. Der Spannungsbogen hält an bis zum Schlussakkord. Welch eine Dramaturgie, die völlig ohne die früheren Requisiten, Spielzeuge und Verkleidungen auskommt.
Am Boden robbend

Die Halle bebt, als der vielbegabte Unterhaltungskünstler sich im afrikanischen Stammestanz übt, sich mit Wieke Garcia ein Trommelduell liefert oder tanzend, springend und am Boden robbend eine glänzende Parodie auf die Sterbeszenen bekannter Opern liefert. Dabei merkt man auch, dass Herman van Veen nicht mehr alleine im Mittelpunkt stehen muss. In einer amüsanten Einlage reißt die Band das Geschehen an sich. Thomas Dirks zeigt, dass man auch auf dem Kontrabass solistisch tätig werden kann, Erik van der Wurff, der langjährige Begleiter am Piano, und Maria-Paula Majoor verraten ihr komödiantisches Talent. Am Ende will der Applaus nicht verstummen. Zugabe folgt auf Zugabe. Erst der Abgang des Künstlers durch den Saal setzt einen Schlusspunkt unter ein großes Konzert.