Claudia Laude schrieb am 22.02.2002 in der TLZ Gera

Ein Mann, eine Geste, ein Lied

Herman van Veen begeistert Gera



Gera. (tlz)
"Die Wahrheit ist viel besser zu ertragen, wenn sie klingt" ? mit diesem Klang ist Herman van Veen berühmt geworden. Auch am Mittwoch im Kultur? und Kongresszentrum nahm er? kein Blatt vor den Mund.

Dabei sind die Themen, über die van Veen singt nicht neu. Aber kaum ein anderer Künstler redet so offen über Liebe, Glück, Depression und Freitod wie der Holländer. "Was ich dir noch singen wollte"", so der Titel der neuen Tour. Und was er den Zuhörern sagte und sang war nicht immer leicht zu verdauen, aber auf jeden Fall meist unterhaltsam. Opa ist der 56?Jährige geworden ? er war so oft unterwegs, dass er kaum merkte, wie seine Tochter, sein "kleiner Schatz", plötzlich 33 wurde und einen Sohn gebar. Und auch wenn van Veens , spärliche Haarpracht auf jeder Tour weißer wird, so ist er doch im Herzen ein Kind geblieben. Zweieinhalb Stunden lang zog er das Publikum in seinen Bann, hüpfte wie ein Derwisch über die Bühne, zeigte seinen Hüftschwung und die nackte Brust. Und die Frauen liegen ihm immer noch zu Füßen, kein Wunder, dass er vor lauter Angeboten schon in seiner Jugend "stereo?verliebt" war. Sein Papa meinte damals, es sei kein Problem, dass man zwei Frauen gleichzeitig begehrt, das würde sogar das ganze Leben so bleiben. Eine Begründung, die sich manche Promi?Männer wohl als Argument für den Rosenkrieg gewünscht hätten.

Die Musik nimmt mehr als je zuvor Platz ein in van Veens Konzerten ? und sie geht tief. "Man hat das Gefühl, er äußert seine Gedanken und vertont sie dann", meinte Jana Meier aus Meiningen in der Pause. Fürs Vertonen der Wahrheiten hat sich Hermann van Veen die besteh Musiker an seine Seite geholt: Erik van der Wurff, Edith Leerkes, Jann und Wieke Garcia. Egal ob Klavier, Gitarre, Geige, Harfe, Dudelsack oder Drehleier ? van Veen und seine Musiker sind auf der Bühne fast wie die fünf Freunde, die zusammen trommeln, tanzen, singen und lachen. Und da sie so begabt sind, durfte jeder der Musiker seine Talente auch mal solo zeigen auch wenn van Veen schwer damit klar kam, dass ihm nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit gehörte.

Mit stehenden Ovationen erklatschten sich die Geraer drei Zugaben. Alle in Holländisch ? eine Sprache, die für viele klingt wie eine Entzündung des oberen Rachenraumes. Das Sitzenbleiben war für die deutschen Zuhörer "fakultativ", dennoch verließ keiner den Saal. Alle warteten. Schließlich. sagt Hermann selbst: "Einst kommt der Tag, an, dem ich alles sag". Vielleicht kommt, er ja noch ein viertes Mal nach Gera und macht dieses versprechen dann wahr.