Malve Gradinger schreef 12 april 2002 in de Munchener Kurier


Lach-Therapie

Herman van Veen im Deutschen Theater

"Heinz zu seinem Freund Rudolf: Du, Deine Frau betrügt uns." - Er serviert die kürzesten Scharfsinn-Witze. Singt mit Jacques-Brel-Vibra-to von Liebe. Kramt anrührende Kindheitsepisoden aus. Ist blendender Geiger. Clown. Und, aus dem Stand, ein waschechter "Griot", einer jener Traditions-Erzähler im fernen Afrika. Herman van Veen kann das alles. Ist eben einmalig H. v. V.. Das Publikum im Münchner Deutschen Theater erjubelte sich Zugabe um Zugabe (das Gastspiel dauert bis 14. 4.).
Wie dieser Allrounder mit dem Winz-Holland-Akzent auf seinem Trommelschemel in einem französisch durchmixten Afro-Fantasie-Idiom loslegt-höchst verständlich! -über die Verhunzung der Natur und sinnlose Kriege, das legt einen vor Lachreiz flach. Ohne Verlust der solchermaßen wohl verpackten Gesellschaftskritik. Aber schon kreist van Veen, hinreißend afro-locker im Gesäß, auf imaginärem Dorfplatz. Perfekt sein Timing, die Auswahl der Texte (eigene & andere Hintersinn-Poeten), seine trocke nen Pointen. Moral kann sich da nie zum Zeigefinger aufstellen, Gefühl nie zur Sentimentalität verkitschen.

Poet, Humorist, Troubadour und Opern-Parodist -seine soprane Sterbensarie und tenorale Silben-Stotterkaskaden: patentreife Lach-Therapie -, van Veen führt sein Publikum durch einen ganz persönlichen Lustgarten. Der blüht so richtig auf durch die ganz exzellente Band: Pianist Erik van der Wurff, Gitarristin Edith Leerkes, Violinistin Jannemien Cnossen, Wie-ke Garcia an Harfe, Drehleier und Schlaginstrumenten. Das schwingt so hin und wieder zurück: vom Chanson zum schottischen Dudelsack, vom Broadway zur spanischer Gitarre oder zum flotten Coun-trydance.

Was van Veen kann, können viele andere auch. Aber in all diese Bühnenfertigkeiten begibt er sich auch als Mensch, Unvollkommenes, Selbstironie inklusive. Und macht sich damit jedem im Zuschauerraum verwandt. -Eine Beziehung, die nie aus der Mode kommt. "


Malve Gradinger