WAZ 21.02.1984




Der große Harlekin Herman verdient kleinere Rahmen


Van Veen in der Westfalenhalle - Gelungenes Kabarett begeistert

Mit dem Titel "Harlekijn" gab der Holländer Herman van Veen (38) vor jetzt 17 Jahren sein Debüt im Utrechter Tivoli-Theater. Der Komponist, Sänger, Schriftsteller und Tänzer ist geblieben, wohl auch deshalb seit 1972 einer der führenden Theaterkünstler in Europa. Am Wochenende gastiert van Veen mit seinem neuen Programm - in Holland zur besten Kabarett-Show der Saison 82/83 gewählt - in der Westfalenhalle. Und wie schon bei den ersten 26 Stationen seiner bis zum 27. April dauernden Tournee - es ist kein Zufall, das Unicef-Vertreterin Liv Ullman den Startschuß gab - wurde van Veen auch in Dortmund gefeiert.

Enttäuscht wurde von dem Dortmunder Gastspiel, wer in die Westfalenhalle gekommen war, um den Liedermacher Herman van Veen zu erleben. Viel Spiel mit teilweise sehr bissiger Satire und wenig Gesang - der Holländer hat es eben nicht nötig, auf Tingelreise zu gehen, um seine Platten (30 holländische und 15 deutsche LP´s bisher) zu verkaufen.
Auf dieser Tournee präsentiert sich van Veen vor allen Dingen als Kabarettist und Pantomime, der nicht seine geschickt eingestreuten neueren Lieder zum Dreh- und Angelpunkt der Show macht, sondern ein eher dumpfes Szenario rund um die Bombe ("Sie fällt nie") aufbaut, das sich mit geringem technischen Aufwand begnügt und wohl gerade deshalb so eindrucksvoll ist.

Die Schwäche dieser Show - sie lebt nicht zuletzt von der Klasse der begleitenden Musiker, unter denen besonders Erik van der Wurff (Saxophon und Klarinette) hervorsticht - ist ihre große Resonanz im Publikum. Schon in der Westfalenhalle II verliert sich bis in die hinteren Reihen die auf der Bühne erzeugte Atmosphäre da die mit Boxen in den letzten Winkel getragene Musik dieser Show eben nur einen Teil des Programms ausmacht.

Herman van Veen stellt sich als Autor, Komponist und Harlekin vor und bewies in jeder dieser drei Rollen seine besondere Klasse. Die Westfalenhalle erlebt nicht alle Tage so niveauvolle Gastspiele.



-s-