kat schreef 20 maart 1998 in de Hannoversche Allgemeine Zeitung

Nachbars Zauber

Herman van Veen ist ein bißchen ernster geworden. Ein bißchen lustiger auch. In dieser Mischung liegt sein Zauber. Unverkrampft, aber deutlich nennt er Dinge beim Namen, wird so kraß, daß man es nur noch mit seiner Art Clownerie ertragen kann. "Nachbar" hat er seine Tournee genannt, die ihn jetzt ins Theater am Aegi geführt hat. Der 52jährige ist wie ein alter Bekannter. Und sein Weg ins Herz des Publikums ist enorm kurz.
Aber der Holländer meint mit Nachbar nur bedingt die Deutschen. Er singt von der "schönen Schokoladen-Pakistanerin" und vielen anderen, die es von irgendwo her an unsere Seite verschlagen hat. Scheinbar respektlos nähert er sich ihren Problemen mit einer Innigkeit, die ihm von niemandem Verdruß einbringen dürfte. Enger denn je ist er auch mit seiner Geige verbunden, die er bei diesem Konzert vor allem für die jüdische Seele streicht. Soviel zum ernsten van Veen.

Den lustigen läßt er auf hohen Hacken stolzieren, sich immer wieder über männliche Angeberei mokieren und natürlich mit Pappnaso und zerschlissenem Schellenringhut posieren. Ganz Komiker. Verspielt bleiben hält jung. Zwischen Kinderei, Schabernack und schönen Tönen entwickelt er seinen Stil weiter, erfindet immer neue Liebeslieder und auch immer neue traurige Melodien, bei denen ihm seit langem Erik van der Wurff (Flügel) und Nard Reijnders (Saxophon, Klarinette und Akkordeon) und - neu an Baß und Gitarre - Thomas Dirks, zur Seite stehen.

Noch etwas hat sich verändert. Das tragende Instrument, van Veens Stimme, ist um ein Register reicher. Auch im Mezzosopran bietet der Künstler mittlerweile die volle Weichheit. Nur Vorsicht, wenn er seinen Harlekinmantel anzieht. Dann naht ein feuchtfröhliches Finale, bei dem er auch den Applaus dirigiert, kat