Karin Vera Schmidt schrieb am 19.05.01 in der Hannoversche Allgemeine Zeitung

Ein Lied auf den Tisch

Herman van Veen gastiert im Theater am Aegi



Mit Herman van Veen kommt immer Weltflair nach Hannover. Immerhin ist er Holländer, kann gut einen Afrikaner nachmachen, ein französisches Lied auf jiddisch singen und notfalls auf hebräisch antworten. Dass es sich eher um Clownshebräisch handelt, macht nichts.

Musikalisch präsentiert sich der 56-Jährige im Theater am Aegi allerdings anders, auch wenn ab und an ein altes Lied dazwischenrutscht. Natürlich sitzt sein treuer Begleiter Eric van der Wurff am Flügel, und der Bass wird noch von Thomas Dirks gezupft. Ansonsten umgibt sich van Veen mit vier jungen Frauen in elegantem Schwarz. Sie spielen Geige, Bratsche, Harfe und Gitarre, so dass das Konzert über weite Strecken einem Kammermusikabend ähnelt. Natürlich einem van Veenschen: Die Damen werden auch in seine Scherze mit einbezogen - und rächen sich notfalls auch dafür.

Doch bei aller Clownerie bietet dieser Abend exzellente Musik, während der singende Holländer Lieder auf die Lieben seines Lebens singt. Für Maria, Hanna, Gudrun, sogar für den Tisch, an dem er schon mal einen Brief geschrieben hat und für Gott, der die Welt so schön bunt macht, obwohl es ihn gar nicht gibt.

Nicht nur mit der Gitarristin Edith Leerkes hat er sich dafür virtuose und einfühlsame Begleitung geholt. Auch Maria Paula Majoor und Jann an den Geigen treffen den Ton präzise, auch als Sängerinnen. Wieke Garcia Harfe, jedoch liefert während der siebten -oder war es schon die achte? - Zugabe eine wunderbare Fado-Melodie ab, die der Holländer genießerisch im Stuhl anhört. Da muss der Herman nicht immer den großen Hermann machen. Das ist schön an ihm: dass auch die anderen ins Rampenlicht dürfen.

Das Leben ist eine ablaufende Angelegenheit, sagt Herman. Wie wahr. Einer wie er muss auch mal Zeit zum Zurücklehnen haben.



Karin Vera Schmidt





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