Michael Loesl schrieb am 18.05.2005 in der Braunschweiger zeitung



Die Streitsucht verbindet uns



Der Liedermacher Herman van Veen spricht über Deutsche und Holländer


"Hut ab!" heißt das Programm, das Herman van Veen am 19. Mai, 20 Uhr, in der Braunschweiger Stadthalle vorstellen wird. Michael Loesl fragte den 60-jährigen Künstler aus Utrecht nach seinen Plänen.
Markant an Ihrem Programm ist dieses Spiel mit den wechselseitigen Vorurteilen zwischen Deutschen und Niederländern, was in einer großartigen Version von "We are the Champions" kulminiert. Wird das in beiden Ländern ähnlich verstanden?

Nein, denn in Holland könnte ich diese Nummer gar nicht spielen. Den Holländern mit Ironie zu erklären, wie ein Deutscher eine Auster zu öffnen versucht, wäre den Deutschen gegenüber nämlich sehr unfair. Fakt ist nun mal, dass die Deutschen viel öfter nach Holland kommen als umgekehrt. Warum es trotzdem hier immer noch das Vorurteil gibt, dass Holländer nicht sexy seien, weiß ich zwar nicht. Aber auch das versuche ich mit der Nummer zu widerlegen. Die beiden Völker sind sich unglaublich ähnlich. Vor allem in der Streitsucht, die verbindet uns.
Welche Rolle spielt die Improvisation in Ihrem Programm?

Eine enorm große. Das Programm ändert sich von Tag zu Tag. Ich gebe zu, dass es meinen Musikern und mir inzwischen ganz gut gelingt, unser Chaos vor dem Publikum zu verbergen.

Fühlen Sie sich mit der Reflexion und Poesie, die Sie auf der Bühne präsentieren, eigentlich manchmal wie der letzte Vertreter einer aussterbenden Art?

Nein, überhaupt nicht. Weil ich nicht zu dieser Möchtegern-Welt gehöre und nie dazu gehört habe. Ich sehe die Massen zu uns strömen. Und ich schätze, dass sie immer noch kommen, weil ich immer ich war. Ich war nie Liedermacher, Kabarettist oder Clown. Ich war all das auch, aber vor allem war ich immer Herman. Der entscheidet völlig autark von dem was gerade angesagt ist, der entscheidet, was er singen oder erzählen möchte.