Leise Melancholie

Hermann van Veen in der Hochschule der Künste



Hermann van Veen ist wieder unterwegs. Am Hut klingeln noch immer die silbernen Schellen, aber das Harlekinskostüm ist wohl eingemottet. Die Bühne ist schwarz, die Anzüge und Hüte der Musiker sind schwarz, nur ein papierner Mond, blaue, weiße und regenbogenfarbige Lichter hellen die Szene auf. Am Donnerstag abend war Berlin-Premiere in der Hochschule der Künste.
Van Veen war immer alles in einem: Weiser Mann und großes Kind, Philosoph, Rüpel und Moralist. Das neue Programm hat starke Farben, aber es ist nicht mehr kunterbunt. Der freche Clown wird, so scheint es, leiser und melancholischer. Und sein Witz ist manchmal schwarz wie seine Weste: Vom Kind Ludwig-Hans, das im Zoo mit dem Eisbären schmusen will, läßt das Raubtier nur ein Beinchen übrig. Glücklicherweise, sagt die fassungslose Mama, war ein Japaner mit einer Videokamera dabei - ich hätte es sonst nicht geglaubt.

"Wenn ich mir was wünschen dürfte", singt van Veen, "käm ich in Verlegenheit, was ich mir denn wünschen sollte, eine schlimme oder gute Zeit? Wenn ich mir was wünschen dürfte, möcht ich etwas glücklich sein, denn sobald ich gar zu glücklich wär, hätt ich Heimweh nach dem Traurigsein." Es könnte der Titel der Tour und der neuen CD sein, die aber heißt "Zwei Reisende", wie das Lied, das die Geschichte einer unglücklichen Liebe erzählt.
Tod, Krankheit und Traurigkeit sind gegenwärtig in diesem Programm. Selbst im Lied vom "Messerschnitt", in dem tarngrüne Scharen ihr "Deutschland erwache" grölen, liegt mehr Bedrückung als Wut. Doch trostlos wird es nie bei Hermann van Veen. Seine große Kunst ist es, Wehmut sofort durch Witz und Ironie zu brechen.
Erik van der Wurff und Nard Reijnders begleiten den Entertainer sparsam mit Piano, Saxophon, Klarinette und Akkordeon. Van Veen bedankt sich bei ihnen mit gezogenem Hut. Das Publikum feierte alle drei mit tosendem Beifall. Constanze Treuber
Weitere Konzerte: 18., 22.-25. März, 20 Uhr, Hochschule der Künste. +++





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