Astried Labbert schrieb am 17.10.2005 im Weser Kurier


Ohne seine rote Clownsnase geht es nicht


Herman van Veen begeistert sein Publikum auch nach 30 Jahren noch drei Abende in der Glocke


BREMEN.
Wenn Herman van Veen auf die Bühne tritt, erntet er tosenden Applaus. Dabei hat seine Show noch gar nicht begonnen. Doch das Publikum, das an drei Abenden in die Glocke pilgert, ist überzeugt, dass es sich bestens unterhalten wird. Hut ab" heißt das neue Programm des Niederländers, der seit 30 Jahren im Geschäft ist. Hut ab, sagt auch das Bremer Publikum.

Sänger, Musiker, Clown, Entertainer: Der Mann hat viele Professionen. An diesem Abend ist es der Sänger van Veen, der den Anfang macht. Fünf Musikerinnen und Musiker begleiten ihn bei seinen poetischen Balladen: Edith Leerkes an der Gitarre, Jannemien Cnossen an der Geige, Oleg Fateev am Akkordeon, Wieke Garcia mit Perkussion und Gesang und Erik van der Wurff am Piano, mit dem van Veen seit über 40 Jahren musiziert und den das Publikum herzlich empfängt. Van Veen bleibt zwar die Nummer eins, doch er versteht es, seine Crew nach und nach ins Rampenlicht zu holen.

Das sind die Momente, in denen der rastlose 60-Jährige kurz innehält. Dann gibt er wieder Vollgas, lässt den Clown raus, zappelt, singt "Warum bin ich so fröhlich", nennt Gott ein Arschloch und das Publikum lacht, flötet auf seinen Fingern wie auf einer Panflöte, klagt Christen und Moslems an, die sich den Krieg erklären, um sich wenig später die Unterhose bis unter die Achseln zu ziehen.

Hermann van Veen hat Narrenfreiheit und die nutzt er klug und weidlich aus. Hier sind Konzert, Lesung, Mahnung, Zirkus und Quatschbude vereint. Es dauert nicht lang, da pflückt er die erste Rose am Bühnenrand, die ihm eine junge Frau reicht; sie wird nicht die letzte an diesem Abend sein. "Danke schön" sagt Herman van Veen nach zweieinhalb Stunden und holt doch noch eines seiner Markenzeichen, die rote Clownsnase, hervor - in Form eines aufgepappten Rosenblatts. Van Veen ist ein Profi, dem die Herzlichkeit auch nach 30 Jahren auf der Bühne nicht abhanden gekommen ist.
So bleibt ihm nach zahlreichen Zugaben nur die Flucht nach vom: Sein Abgang führt durchs Publikum.