Morgenpost Hamburg
Wiebke Tomescheit

Hermann van Veen in der Laeiszhalle

Der Welt mal richtig die Meinung geigen

29 0kt 2016

Eigentlich sind es ja die Österreicher,  denen man einen sehr lakonischen Umgang mit Sterblichkeit nachsagt. Aber wenn die Morbidität der Wiener aus Marmor ist, dann ist die der Niederländer aus schwarzer torfiger Erde. 


„Mama, was kommt nach dem Tod?“, habe er seine Mutter einmal gefragt, erzählt Herman van Veen bei seinem Konzert am Donnerstag. „Die Rechnungen“, sei die Antwort gewesen. 

Immer wieder, in seinen  poetischen und oft sehr witzigen Ansagen ebenso wie in seinen klugen Liedern, beschäftigt sich der 71-Jährige mit dem Altwerden, mit dem wehmütigen Rückblick auf die Vergangenheit und mit dem Sterben. War es also ein sehr melancholischer Abend, vor vollem Haus in der Laeizhalle? Keineswegs!
Der niederländische Liedermacher hat sichtlich Spaß daran, die Erwartungen seines Publikums zu brechen und die Leute immer wieder zu überraschen. So setzt er zu einem düster-morbiden Monolog über den Krieg an, um direkt im Anschluss mit seiner fabelhaften Band „Warum bin ich so fröhlich“ aus seiner Kinderserie „Alfred Jodocus Kwak“ zu spielen. 

Zwischendurch macht er viele handfeste Scherze, erzählt skurrile Geschichten oder legt  rasante Rock’n’Roll-Nummern wie „Tutti Frutti“ oder „Roll over, Beethoven“ hin. Und er tanzt mit wiegenden Hüften über die Bühne, bevor er wieder zu einem seiner feinsinnigen Lieder über das Leben ansetzt – leise und kunstvoll instrumentiert.

Durch die lustigen Einlagen wird aber die Essenz seines Werks nur noch deutlicher. Diese schönen, unaufdringlichen und tiefgründigen Stücke, die auf Deutsch wunderbar funktionieren und auf Niederländisch dann doch immer noch ein bisschen besser. Großartig war das,  Meneer van Veen, und großartig war auch Ihre Band! 



Wiebke Tomescheit