JAZZecho

Neues vom springenden Holländer

Herman van Veen begeistert mit "Fallen oder springen"

21 jan 2016
Herman van Veen, Neues vom springenden Holländer - Herman van Veen begeistert mit Fallen oder springen Herman Van Veen - 2016


Ausnahmekünstler oder Auslaufmodell? Die Frage, was davon Herman van Veen nun ist, kann man so oder so beantworten. Tatsache ist, dass in emotional kalt gewordenen Zeiten wie den unseren das eine das andere nicht ausschließt. Als Auslaufmodell könnte man den selbst ernannten "Holländischen Clown mit der Glatze" bezeichnen, weil er seit beinahe fünf Jahrzehnten im Geschäft ist, unzählige Alben aufgenommen hat und dabei niemals auch nur einen Augenblick daran dachte, sich von seinem künstlerischen Anspruch zu verabschieden und modischen Trends unterzuordnen. Doch das macht ihn natürlich zugleich auch zu einem Ausnahmekünstler.
Dafür, dass er ein solcher ist, spricht zudem, dass der heute 70jährige sich in seiner Arbeit stets bemühte, menschliche Kardinaltugenden wie Warmherzigkeit, Toleranz, Respekt oder einfach nur Liebe zu vermitteln. Und dies erklärt nicht zuletzt auch seinen nachhaltigen Publikumserfolg und sein strahlendes Image, das auch nach so vielen Jahrzehnten noch keine Kratzer davongetragen hat.

Obwohl "Fallen und springen" mittlerweile Herman van Veens 179. (!) Album ist, ist es für ihn von immenser Bedeutung. Denn es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass ein Künstler in einem solchen Alter noch einen Neuanfang wagt. Doch genau das tut Herman van Veen auf "Fallen oder Springen".
Auch wenn nicht ganz freiwillig. Notwendig wurde dieser Neuanfang nämlich durch den Tod des Pianisten Erik van der Wurff, der 50 Jahre lang van Veens musikalisches Alter ego war. Zur Seite steht Herman van Veen auf "Fallen oder springen" nun eine Band mit jungen Talenten, die mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren seine Enkel sein könnten.

Und in dieser Gesellschaft blüht der 70-Jährige kreativ auf, wie schon lange nicht mehr. "Kersvers" (zu deutsch: "Ganz frisch") lautete der Titel der Originalausgabe, die in den Niederlanden bereits im Herbst erschien. Und ganz frisch klingen dann auch die Lieder des Albums, das in van Veens Heimat überschwänglich als "eines der relevantesten Popalben des Jahres" gefeiert wurde.