Birgit Warnhold schreef 16 december 1993 in de Berliner Morgenpost
Herman van Veen - Ein träumender Frechdachs
Der Mann hat Power. Einein-halb Jahre lang ist Herman van Veen mit seiner Produktion
,,Ja" durch Deutschland, Österreich und die Schweiz getourt. Im Frühjahr bereits in
Berlin in der Hochschule der Künste zu erleben, bestritt er nun an zwei Abenden das
Finale seiner Tournee im Großen Sendesaal des SFB. Frisch wie eh und je.
Und frech wie eh und je. Und lustig, und melancholisch, und träumerisch . . . Der
Erfolg des Holländers, der seit 25 Jahren wider gesellschaftliche Mißstände und für die Liebe und die Phantasie singt und spielt, be-ruht genau auf dieser seltenen
Miscchung; Er ist ein träumender Frechdachs.
Der Auftritt van Veens ist ist ein Wechselbad der Gefühle. Beim ,,Grand Hotel
Deutsch-land", in dem auch Fremden-feindlichkeit ihren Platz hat, macht sich der
Kloß im Hals breit. Wenn er einen parodistlschen Ausflug ins italienische Belcanto
unternimmt, brüllt der Saal - und nicht nur da.
Wenn er schließlich doch noch sein ,,Ich hab ein zärtliches Gefühl" anstimmt, ganz
ohne instrumentale Begleitung, könnte man im Sendesaal eine Feder fallen hören.
Stattdessen fällt ein Bündel Papier von einer der mitdrehenden Kameras, und van
Veen singt in der Melodie des ,,zärtlichen Gefühls'" weiter: ,,Und da ist gerade
etwas runtergefallen".
Niemand, dessen Sympathie ihm nicht sicher wäre. Und kaum jemand, der sich der
Präsenz van Veens entziehen könnte. Der Clown, Geiger, Mime und Sänger hat sein
Publikum von der ersten bis zur letzten Minute im Griff.
Auch seine parodistischen Fähigkeiten bringt er voll zur Geltung. Wie er einen
Tennisspieler bei der Annahme des Aufschlags mimt, ist umwerfend komisch. Vor allem
seine Darbietung in Zeitlupe - das sieht aus wie Michael Jacksons ,,Moonwalk" in
witzig.
Erik van der Wurff am Klavier und Nard Reijnders an Saxophon und Klarinette
vervollständigten das vom Publikum begeistert gefeierte Trio.
Birgit Warnhold
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